Pressebericht Heinrichsblatt

„66. Wallfahrt der Heimatvertriebenen und Aussiedler in Oberfranken"

Einen besonderen Höhepunkt bildet jährlich im September die Wallfahrt der Heimatver-triebenen und Aussiedler nach Vierzehnheiligen im fränkischen Gottesgarten. Am ersten Sonntag im September 2011 war es wieder so weit. Mehrere Hundert Wallfahrer füllten die von Baltasar Neumann erbaute Wallfahrtskirche bis auf den letzten Platz aus. Diese eindrucksvolle Wallfahrt hat nichts von ihrer Attraktivität verloren. Besonders auffällig war auch die Teilnehme der jungen und mittleren Generation.

Zur 66. Wallfahrt der Heimatvertriebenen und Aussiedler zogen Fahnenabordnungen der Schlesier, der Sudetendeutschen, der Ackermanngemeinde, der Erzdiözese Bamberg und eine große Schar von Trachtenträgern zusammen mit den Priestern und Ministranten in die Basilika der vierzehn Nothelfer ein. Das Pontifikalamt um 10.30 Uhr zelebriert Weihbischof Dr. Reinhard Hauke, Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge und Weihbischof in Erfurt in Konzelebration mit Pfarrer i.R Herbert Hautmann, Vertriebenenseelsorger der Erzdiözese Bamberg aus Gößweinstein/ früher Eger und weiteren heimatvertriebenen Seelsorgern.

Weihbischof Reinhard Hauke stellte in seiner Predigt die Eucharistie, ausgehend von der Abendmahlsfeier Jesu mit seinen Jüngern, in den Mittelpunkt. Verantwortung füreinander stärkt die Zusammengehörigkeit und den guten Ruf einer Gemeinschaft. Zentrale Punkte sind Vergebung und Barmherzigkeit um gemeinsam die Zukunft zu gestalten. In seiner zweijährigen Amtszeit als Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorger hat ihn die länder-übergreifende Jugendarbeit im Dreiländereck Zittau mit polnischen, tschechischen und deutschen Jugendlichen besonders beeindruckt.

Bedauert wurde allerdings, dass der Bischof in seiner Predigt nicht seine Auffassung zur künftigen Entwicklung und den besonderen Aufgaben der Vertriebenenseelsorge deutlich herausstellte.

Besonders geprägt hat das feierliche Pontifikalamt die „ewig junge und ergreifende" „Schubert – Messe", welche in den meisten Vertreibungsgebieten zum ständigen Bestandteil einer feierlichen Messfeier gehörte. Man sah und hörte es den Wallfahrern an, dass sie diese Messe immer noch gerne singen.

Um 14.00 Uhr gab es eine feierliche Marienandacht, die von Monsignore Hautmann am Gnadenaltar gehalten wurde. Hier sang die Gemeinde aus dem Ostdeutschen Kirchenlieder- Buch die Marienlieder: "Über die Berge schallts", "Glorwürd´ge Königin", "Geleite durch die Welle" und zum Segen das "Tantum ergo". Das Evangelium handelte vom Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth. Pfarrer Hautmann kündigte an, daß das Ostdeutsche Kirchenlieder- Buch eine Neuauflage erfährt, die noch in im Jahre 2011 für jedermann zur Verfügung stehen wird.

Auch die Kreisgruppe Bayreuth im BdV hatte wie alljährlich einen Bus organisiert und nahm mit mehr als 50 Teilnehmern an den Wallfahrt nach Vierzehnheiligen teil. Hartmut Zurek, der Bezirksvorsitzende der Schlesischen Landsmannschaft Oberfranken hatte die konkrete Ausgestaltung übernommen und führte gekonnt durch den Wallfahrertag. Vor allem erinnert Hartmut Zurek an die erste Vertriebenenwallfahrt nach Vierzehnheiligen mit Bischof Maximilian Kaller aus dem Ermland am 29. September 1946. Nach einem Pressebericht pilgerten damals über 12 000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene in überfüllten Sonderzügen oder zu Fuß auf weiten Wegen nach Vierzehnheiligen. Wörtlich betonte damals Bischof Kaller: „Wir wollen nicht in abgrundtiefe Trauer nach dem Verlorenen schauen, sondern voll Ergebung in den göttlichen Willen in die Zukunft blicken". Dieser Satz hat auch heute nichts an Aktualität verloren.

Nach dem Mittagessen im Diözesanhaus bestand die Möglichkeit zu einem Abstecher in das fränkische Seßlach mit Stadtführung. Neben dem mittelalterlichen Stadtbild und der sehr gut erhalten Stadtmauer, hat Seßlach eine weitere Attraktion. Von den vorhandenen drei Stadttoren sind am Wochenende zwei geschlossen und nur durch das dritte Stadttor ist ein eingeschränkter Anliegerverkehr möglich. Dadurch entsteht eine Fußgängerzone und eine Ruhezone in unserer vom Verkehrslärm dominierte Zeit.

Manfred Kees