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Presse- Interview mit der Presse (Nordbayerischen Kurier)

Autorenlesung "Die Zeit ist aus den Fugen"

von und mit Teja Fiedler

am 13.04.2011

Eine sehr gut besuchte Lesung, freute sich Ortsobmann Helmut Mürling,  bei seiner Begrüßung am           Mittwoch, 13. April 2011 im Schlossturmkeller der Pfarrkirche „Unsere Liebe Frau“. Gemeinsam mit der Katholischen Erwachsenenbildung Bayreuth hatte die Ortsgruppe der Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth den bekannten Journalisten Teja Fiedler für eine Lesung gewonnen.

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Begrüßung durch Obmann Mürling

Die Besucher erlebten ein Feuerwerk an literarischer Ausdruckskraft. „Die Welt ist aus den Fugen“. Teja Fiedler erzählte leidenschaftlich und mit klaren Worten die anrührende Geschichte seines Vaters. Vom Kaiserleutnant zum Vertriebenen lautet denn auch der Untertitel seines Werkes. Ein Schicksal wie es viele aus dem Sudetenland so erlebt haben könnten. Nicht pathetisch, nicht anklagend, nicht einseitig bewertend, nicht politisch sondern mit viel Gespür für menschliches Leben und menschliche Erfahrungen.

Teja Fiedler bereitet die Geschichte seines Vaters Alois Fiedler, als Bauernsohn, als k. u. k. Oberleutnant, als tschechischer Notar und als Heimatvertriebener nicht oberflächlich auf, sondern geht in die Tiefe, beschreibt präzise viele Details. Trotz der relativ kurzen Auszügen bei einer Lesung, erkennen die Zuhörer den roten Faden des Buches.

Man spürt beim Zuhören das Elend und Leid auf den Schlachtfeldern der italienischen Front. Zwei Tage schwerstes Artilleriefeuer, tausende von Granaten, angespannte Angst beurteilt mit „dem bisschen Hirn, das noch zum Denken taugte“.

Dann ein plötzlicher Szenenwechsel. Zurück auf dem väterlichen Bauernhof. Erotische Beziehungen zu Jelena, der Kleinmagd. „Im Moment beschäftigte ihn Jelena mehr“ als die Probleme um die Matura und den weiteren Lebensweg. Jelena mit dem etwas harten Deutsch und den weichen, weißen Brüsten. Was wenn Jelena schwanger würde ?

Als Reserveleutnant dann ein Duell auf einer Waldwiese bei Prag wegen einer Be-leidigung seines tschechischen Freundes Wenzel. „Es war schon so eine Sache mit der Ehre“. Erwachsene Männer schlugen sich mit Säbeln oder beschossen sich mit Pistolen, um ihre Ehre zu verteidigen. Jedenfalls ging das Duell gut aus. Ein Überraschungssieg für Alois.

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Teje Fiedler liest Teja Fiedler

„Um  fünf Uhr klingelte der Wecker. Alois wollte den Krieg nicht verpassen“. Am Stadtplatz von Prachatiz sangen die aufgewühlten Bürger und die tschechischen Ge-müsehändler sangen auf tschechisch mit. „Endlich Krieg“. „D`Kornernt`n werd ma woi vapass`n, oba zuam Hoizschlog`n san ma dann scho wieda zurück von Belgrad“. Es herrschte Kriegsbegeisterung.

Es folgt die Schilderung der Hochzeit mit Mizzi, der Tochter des Justizobersekretärs Schwansee aus Königgrätz. Welch große gesellschaftlichen Unterschiede zwischen dem damaligen Bürgertum und den Verhältnissen auf einem Bauernhof. „In Alois stieg eine dem Hochzeitstag unangemessene Verärgerung auf. Vater, Mutter und, ja natürlich, er selbst auch, waren nicht mit Schumann, Tschaikowsky oder diesem gottverdammten Wagner aufgewachsen“.

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Die Zuhörerschaft

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Vorstände in Warteposition

Und dann der große Schicksalsschlag, Mizzi,  Alois Ehefrau wird geisteskrank. Teja Fiedler liest weiter wie sein Vater zum angesehenen Notar aufsteigt, nach seiner Scheidung mit der geisteskranken Mizzi wieder heiratet und Teja Fiedler 1943 in Dauba geboren wird. Er schildert das Kriegsende mit dem Einmarsch der Roten Armee, die einjährige Inhaftierung als Landesverräter und die Vertreibung, Im niederbayerischen Plattling versucht der mittelose Vertriebene einen schwierigen Neuanfang. Dies gelingt ihm nicht wirklich. Er stirb herzkrank am frühen Morgen des Heiligen Abends 1966.

Ein Buch mit Darstellung der Reibereien aber auch der gutnachbarschaftlichen Gemeinschaft zwischen Deutschen und Tschechen. Ein versöhnlicher Unterton, den auch der Vater für das bewegte Zusammenleben von Deutschen und Tschechen in Böhmen fand. Teja Fiedler nahm an diesem Abend die Zuhörer mit in eine bewegte Vergangenheit emotionaler Erfahrungen, familiärer Ereignisse zusammengefasst in einem sudetendeutschen Einzelschicksal.

Manfred Kees

15.04.2011