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Radka Denemarkova

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Teja Fiedler

Autorenlesung mit Radka Denemarkovà und Teja Fiedler

am Donnerstag, 19.04.2012, 18.00 Uhr,

Schlossturmsaal, Schlossberglein 1 -3, Bayreuth

Radka Denemarkova aus Prag und Teja Fiedler aus Hamburg lasen aus ihren Werken und standen in Form einer Podiumsdiskussion für Fragen zur Verfügung. Beide Autoren sind hervorragende Schriftsteller und bieten in ihren Werken jeweils einen literarischen Schlüssel zum Verständnis der komplexen Geschichte der Deutschen und der Tschechen im böhmischen Raum. Beide waren bereits getrennt zu Lesungen in Bayreuth.

Für diesen Abend konnten sie gleichzeitig verpflichtet werden. Dies war wohl das ganz besondere Erleben dieser Veranstaltung.

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Begrüßung durchVorstandssprecher Manfred Kees

Auch 67 Jahre nach Kriegsende sind in der Tschechischen Republik die schlimmen Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges und während der schrecklichen Vertreibung noch immer nicht aufgearbeitet. Diskussionen werden verdrängt, Tatsachen und Wahrheiten tot geschwiegen. Beide Schriftsteller wollen nicht belehren, wollen keine politischen Aussagen und Wertungen treffen. Sie haben sich aber mit der Thematik intensiv beschäftigt. Für die Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth Grund genug, sich auch aus diesen Quellen zu informieren.

Teja Fiedler

wurde 1943 in Dauba / Nordböhmen geboren. Der Autor hat in München Germanistik und Geschichte studiert, dann die Deutsche Journalistenschule absolviert, viele Jahre als Auslands-Reporter gearbeitet und war „Stern" Korrespondent in Italien, USA und Indien. Teja Fiedler lebt in Hamburg.

Radka Denemarková

wurde 1968 Kutnà Hora (Kuttenberg) geboren. Sie studierte Germanistik und Bohemistik in Prag, promovierte 1997, unterrichtete am Institut für tschechische Literatur in Prag, übersetzt aus dem Deutschen (u.a. Herta Müllers Atemschaukel), arbeitet als freie Journalistin und ist als Autorin auf dem Theater erfolgreich. Ihr Roman „Ein herrlicher Flecken Erde" erhielt den Magnesia Litera Preis für die beste Prosa. Denemarková lebt in Prag.

„Die Zeit ist aus den Fugen"

Teja Fiedler wollte dem Vater, Alois Fiedler, den er sehr liebte, ein Denkmal setzen. Wir finden uns wieder in unserer eigenen sudetendeutschen Vergangenheit. So könnten oder haben wir es ebenfalls erlebt und empfunden. Friedvolles Zusammenleben der Deutschen und Tschechen im tiefen Böhmerwald, geglücktes Duell für seinen tschechischen Freund Wenzel, Einblick in das Familienleben in Rohn und der Kreisstadt Prachatitz und während des Studiums in Prag. Vom Bauernsohn und k.u.k. Oberleutnant zum tschechischen Notar und dem Heimatvertriebenen Alois Fiedler. Ein Vertriebenenschicksal, das die Dramatik einer ganzen Epoche widerspiegelt mit der Not der Vertreibung und dem Fehlstart im nieder-bayerischen Plattling.

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Teja Fiedler liest

Nein, er braucht keine Festlegungen, er sucht keine Schuld, er sucht keinen Schuldigen.Mein Buch ist keine Abrechnung, denn Nationalitätenstreit, Anschluss, Reichsprotektorat und Vertreibung kann man mit Schwarz-Weiß-Malerei nicht darstellen", sagt Teja Fiedler.

Fiedler schreibt mit klaren Worten, ausdrucksstark und präzise mit sehr plastischen Situationsbeschreibungen. Man hört gerne zu, es bleibt spannend und der Zuhörer ist mitten im Geschehen.

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Radka Denemarkova liest

 

Ein herrlicher Flecken Erde

Ganz anders Denemarkova´ in ihrem Buch „Ein herrlicher Flecken Erde". Ein höchst emotionales Buch gegen das Verschweigen und Verdrängen sehr mutig und offen. Die Zuhörer spüren die Emotionen, die Unsicherheit, die Verwirrung und das Staunen der Gitta Lauschmannova´ aber auch die Wut und die Ohnmacht.

Der Krieg ist zu Ende und die junge Gita Lauschmannova´ kehrt in ihr Dorf zurück. Ich bin wieder daheim, die Tür ist nicht verschlossen. Im Haus der Eltern aber wohnen Fremde. Und das Mädchen, dessen Familie im Konzentrationslager umkam, wird von der tschechischen Bevölkerung als Deutsche angefeindet. Wieder muss Gita fliehen. Entstanden ist ein mutiger großer europäischer Roman über Verfolgung und Vertreibung. Denemarkova´ will nicht politisch urteilen und richten.

Sie sucht die Geschichten zwischen Geburt und Tod. Nicht oberflächlich sondern das, was unter die Haut geht. Wir Tschechen haben noch „Leichen im Keller". Damit müssen wir uns auseinandersetzen."Ich schreibe nicht gegen mein Land, sondern gegen Schweigen und Vergessen". Sie stellt die Frage nach den moralischen Folgen der Vertreibung und beantwortet sie mit ihrem Buch.

Drei Jahre hat sie an Ihrem Werk gearbeitet. Die vorgesehene Verfilmung möchte sie am liebsten verwerfen. Das ist nicht mehr meine Darstellung und das sind nicht mehr meine Aussagen.

Der Schlussapplaus für die beiden Schriftsteller hat gezeigt: Ihre Aussagen sind angekommen. Die Autorenlesung war gelungen.

Manfred Kees

01.05.2012

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Moderation durch Manfred Kees

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Akzeptiert !

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Ein Korb voller Vitamine

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Wie lautet die Antwort

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Einverstanden !

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Bei Weihenstephan

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Die Diskussion geht weiter