Monika Stock, Frau Děd, Stanislav Děd

Die Wurzeln einer böhmischen Stadt,

am Beispiel Komotau.

Ein Vortrag von Stanislav Děd, Direktor des Regionalmuseums Chomutov/ Komotau

Einladung

Einen Blick in die Vergangenheit mit Beurteilung der Gegenwart und einem Ausblick in die Zukunft, so gestaltete die Sudetendeutsche Landsmannschaft zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung die Vortragsreihe mit Stanislav Děd, dem Museumsdirektor aus Chomutov, früher Komotau. In Bayreuth leben noch immer Bewohner dieser bedeutenden böhmischen Stadt und man sah es den zahlreichen Besuchern an, dass viele emotional gespannt und berührt waren.

„Von den Wurzeln der heutigen tschechischen Stadt im Sudetenland zu reden, ist eine schwierige Angelegenheit“ betonte Stanislav Děd gleich zu Beginn seiner Ausführungen die er mit zahlreichen Bilddokumenten verständlich darstellte. Meist sind Rückblicke subjektiv und es kommt jeweils auf den Stand und der Auffassung des Betrachters an. Deshalb versuchte der Museumsdirektor, gekonnt in deutscher Sprache vorgetragen, bedeutende Perioden, Daten und Persönlichkeiten aus der fast 800jährigen Stadtgeschichte heraus-zugreifen.

Komotau lag günstig an den Handelsverbindungen zwischen Prag, Chemnitz, Leipzig und von Nürnberg kommend über Eger und Aussig nach Schlesien. Dies begünstigte die zentrale Bedeutung im 12. und 13. Jahrhundert. Geprägt haben das Gesicht dieser ursprünglich deutschen Stadt der Deutsche Ritterorden, die Adelsfamilie der Weitmühls, der Jesuitenorden und die „Bürgerliche Gesellschaft“ seit der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Dem Deutschen Ritterorden verdankt die Stadt ihr Fundament mit der Gründung, der Erschließung, der Urbarmachung, der Wehrhaftigkeit und der Entwicklung zum Christentum und dem städtischen Gepräge. Dies endete jäh am Palmsonntag des Jahres 1421, als die Stadt von Hussiten unter Sturm genommen wurde.  2.500 Menschen sind niedergemacht worden, bis auf 30, welche die Toten am Gottesacker begraben mußten.

Mit dem Jesuitenorden, gedacht als Bollwerk gegen den Protestantismus vor allem aus Sachsen, kam die Gründung von Schulen und Klöstern, das Erlernen von Sprache, Musik und Poesie und bildete damit den ersten Baustein für die Schulstadt Komotau.

In kurzer Zeit entstand das großartige Jesuiten-Collegium, das Convikt, eine Akademie mit 10 Schulen, ein Armenhaus und die Ignatiuskirche. Nach Aufhebung des Jesuitenordens sind viele Gebäudebereiche als Kaserne genutzt worden. In den 1990iger Jahren gelang aber eine Rekonstruktion des verwüsteten Arials und es dient heute als Kulturzentrum.

Noch prägender mit großen Auswirkungen auf die heutige Stadt hat aber die Entwicklung des Bürgertums seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. In rascher Folge entstanden zwischen 1848 und 1914 die Bürgerschule, der heutige Stadt-friedhof, das Bezirksamt, die Finanzdirektion, technische Lehrwerksätten, das Krankenhaus, die Eisenbahn nach Brüx, die Eisenbahnwerkstätten, das städtische Gaswerk, die Erzgebirgische Eisen- und Stahlgesellschaft, die Fachschule für Maschinen-Gewerbe, die jüdische Synagoge, das Waisenhaus der Kongregation der barmherzigen Schwestern vom Hl. Kreuz, das Walzwerk der Mannesmannröhren AG, die städtische Badeanstalt am Alaunsee um nur einige zu nennen. Die heutigen Kommunen mit ihrer ständigen Finanznot können da nur staunen.

Auch nach der Gründung der ersten Tschechischen Republik setzte sich diese Entwicklung, wenn auch in geminderter Form, weiter fort.

Wie entwickelte sich in den genannten Zeiträumen die Bevölkerung? Komotau war Bestandteil des mehrheitlich deutschen Sprachgebietes. Seit dem 5. Jahr-hundert unserer Zeitrechnung, nach Abwanderung der Kelten und Markommannen, wurde die doměinierende slawische landwirtschaftliche Ansiedlung entlang der Eger fortschreitend von der deutschen Besiedlung überdeckt. Diese Besiedlung begann mit der Kolonisierungswelle im 12. Jahr-hundert und vor allem mit der Errichtung der Klöster und Städte, mit der Rodung der Wälder und der Erzförderung im gebirgigen Grenzland. Am Beginn des 20. Jahrhunderts war die Region überwiegend deutsch.

Komotau war im Jahre 1930 hinter Aussig , Reichenberg und Gablonz die viertgrößte sudetendeutsche Stadt mit 33 000 Einwohnern, darunter 4 500 Tschechen.

Mit der Vertreibung der Deutschen 1945/1946 ging die traditionelle Gemeinschaft praktisch von einem Tag zum anderen unter.

Abschließend befasste sich Stanislav Děd mit den Themen der Nachsiedlung (Ersatz für die deutschen Bewohner), der Industrialisierung (mit negativen Auswirkungen auf die Kulturlandschaft) und der Abschaffung der Aufgabe und der ěStellung der Kirchen (atheistische Entwicklung). Heute hat Chomutov 50 000 Einwohner. Die deutsche Sprache wird vorallem durch die englische Sprache verdrängt. Das deutsche Kulturerbe wird nicht vermisst. Der Museumsdirektor hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Kulturerbe im Museum und in der Öffentlichkeit darzustellen, ohne es politisch zu bewerten.

Deshalb hat er auch keine Scheu, Kontakte zur Sudetendeutschen Landsmannschaft und zu den Kirchen zu pflegen.

Stanislav Děd schloss mit dem Satz: „Ich glaube, dass die Zukunft eine Rückkehr in die natürliche Ordnung der Dinge ist“.

Manfred Kees

07.06.2014

Komotau- Lied

Einladungplakat der KEB

Die Einladung am Dia

Manfred Kees bei seiner Begrüßung

Das Auditorium (die eine Hälfte)

Veranstalter und Ehrengäste

Das Auditorium (andere Hälfte)

Manfred Kees und Monika Stock

Herr Děd während seines brillanten Vortrages

Reichbebilderter Vortrag: Hier die Gloriette am Hutberg

Der Vortrag, ein gutes Werk für die deutsch / tschechische Versöhnung

Der Gedenkstein am Komotauer Friedhof.

Inschrift der Gedenktafel

Frau Déd freut sich über das Gastgeschenk

Vorm rechts Kunstmuseum in Bayreuth, dem Vortragsort

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