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Erntedanktisch

Sudetendeutsches Erntedankfest 2011

am 22.10.2011

 Im überfüllten Vereinsheim der BTS feierte die Sudetendeutsche Landsmannschaft das Erntedankfest. Ein kunstvoller und sehr dekorativ gestalteter Erntedanktisch zusammengestellt von Christa Mürling, zierte am Eingang den Saal. Helmut Mürling und Marianne Lerch zogen unter den Klängen „Hoch auf dem gelben Wagen“ mit einem voll mit Erntefrüchten beladenen Erntewagen ein. Georg Engl begleitete den Einzug gekonnt am Akkordeon. Alle Teilnehmer sangen kräftig mit.

Gedanken zum Erntedank

Der Mensch greift heute massiv in die Gestaltung seiner eigenen Umwelt ein. Dies führt zur   Manipulation der Natur. Atomunfälle wie Fukushima, Ölkatastrophen  wie im Golf von Mexiko, Dammbrüche wie Niederschlesien 2010, Zerstörung der Ozon-schicht und Erderwärmung sind nur ein paar äußere Zeichen dieser katastrophalen Entwicklung.
Darf der Mensch aber alles, was er kann? Wir bleiben Teil der Natur und der Schöpfung; selbst wenn wir in die Natur eingreifen. Wir müssen mit Gottes Erde wieder richtig umgehen. Schaffen können wir eine neue Erde nicht.
Das Erntedankfest ist in westlichen Kulturen eine traditionelle Feier nach der Ernte im Herbst, bei dem Gott für die Gaben der Ernte gedankt wird. Mit unserem großen Reichtum an Sitten und Gebräuchen feiern wir, die Sudetendeutschen, zusammen mit unseren Bekannten und Freunden ebenfalls das Erntedankfest. Bäuerliches Brauchtum und alte Bauernregeln rücken durch den Erntedank wieder in unsere Erinnerung:

Abendrot – Gut-Wetter-Bot' - Morgenrot mit Regen droht. Gewitter ohne Regen ist ohne Segen.

Brauchtum im Sudetenland

Im ganzen Sudetenland wurde nach der Einbringung des Getreides das Erntedankfest begangen, meist in Form der Kirmes. Es war ein Fest des Dankes,

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Der Altbauer und die Altmagd (Helmut Mürling und Marianne Lerch)

aber auch der Freude und Gemeinschaft von Bauern, Knechten und Mägden, der Nachbarn und Sippen, von Groß und Klein. Schon auf dem Getreidefeld achteten die Mägde darauf, keine Garbe beim Binden zu übergehen. Es hieß sonst, dass sie bald „wiegen“ würden – also ein Kind zu erwarten hätten.

Eine sogenannte Zwei-Ähre wurde gesucht, die man hinter das Kreuz im Herrgottswinkel steckte, Gott zu Ehren dem Haus zum Segen. In der letzten Ecke des Feldes hatte sich, nach einem alten Aberglauben, der „Unglücksbringer“ versteckt. Es war für die Knechte wie eine Mutprobe, diese Ecke mit der Sense anzugehen. Es raschelte meist tatsächlich und eine Wachtel flatterte aufgeregt davon. Für die Geister des Feldes ließ man aber auch etwas Getreide stehen.

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Bräuche zum Erntedankfest

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Ein Tänzchen

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Der Bauer

Wenn die großen Getreidewagen den Bauernhof erreichten, besprengte die Bäuerin, wie der Pfarrer in der Kirche, das Getreidefuder aus einem Sprengkessel kräftig mit Wasser. Reichlich Essen und Trinken gab es dann bei der Kirchweih. Gute Suppe, Rindfleisch mit Kren und Mehlknödeln, mit Rosinen und Mandeln gefüllte Semmeln, in Ei und Milch eingeweicht und gebacken. Außerdem mit Marmelade gefüllt Krapfen. Von Region zu Region gab es dabei natürlich große Unterschiede. Volkstanz und Musik gehörten ebenfalls zwingend zu den Gebräuchen. Verbreitet war auch der „Hahnschlag“.Die Dorfgemeinschaft versammelte sich auf einer Wiese um einen Pfahl, an dem ein Hahn angebunden war. Auf dem Pfahl hing ein Tontopf.

"Na, ihr Kalle, war hood Kurasch, dan Hohn zu schlogn ?"

Den Mutigen wurden die Augen verbunden. Er erhielt einen Dreschflegel in die Hand gedrückt, wurde mehrmals im Kreise gedreht und sollte dann den Tontopf treffen. Reichliche Fehlschläge quittierte die ganze Dorfgemeinde natürlich mit Spott und Hohn. Wer den Tontopf als erster abschlug, war der Sieger. Die letzten Halme am Feld schmückte man gelegentlich mit einem Kränzchen aus Feldthymian. Man legte zuweilen auch neben die Halme einen Stein oder schlichtete mehrere aufeinander und gab noch einige Stücke Brot für die legendäre „Holzfrau“ dazu. Das sollte der Holzfrau helfen, Kraft zu sammeln und über den Winter zu kommen um im nächsten Jahr auf das Gedeihen des Getreides zu achten.

Ein Blick nach Pommern

Wie in vielen Landstrichen des Sudetenlandes begann die Roggenernte in Pommern um Jacobi, also am 25. Juli.

Daher die alte Bauernweisheit:

"Jacobus bringt Brot oder Hungersnot."

Den ersten Sensenschnitt tat der Bauer mit einem „Help Gott“. Damit wurde der Segen Gottes für ein gutes Gelingen und eine reiche Ernte angefleht. Die erste Garbe wurde gebunden und zur Seite gelegt. Mit ihr musste sich jeder Bauer von der Mäuseplage loskaufen. Er warf die Garbe später hinter die Scheune mit dem Ruf :

„Maus, hier das Deine, lass mir das Meine“.

 In vielen Orten des Sudetenlandes sagte die Altmagd beim Einfahren des Erntewagens ein Gedicht auf:

 Einen Auszug aus einem solchen Gedicht trug Marianne Lerch vor:

Wir fahren den letzten Wagen herein.

und bringen dazu auch ein Kränzelein,

Von Gersten ist es, Korn, Hafer und Wicken,

das haben wir alles selber geschnitten.

Wir wollen dafür auch beschenket sein,

mit goldbraunem Bier und Branntewein,

Dann wünschen wir dem Töchterlein hold,

einen Bräutigam treu wie Gold,

und weiter wünschen wir auch dem Sohn,

eine schöne und tüchtige Frau zum Lohn.

Und über ein Jahr soll schon was schreien,

an dem sich alle am Hofe freuen.

Und allen anderen wünschen wir auch,

viel Glück und Segen nach altem Brauch.

Damit ist nun meine Rede ganz,

drum nehmet jetzt hin den Ährenkranz.

Der Bauer antwortet (Helmut Mürling):

Ich danke für Euere Arbeit und die Wünsche jetzt, lasst uns tanzen und zwar fest.

Georg Engl spielte einen Walzer und Marianne Lerch und Helmut Mürling, unser Obmann (beide in Tracht), wagten ein gemeinsames Tänzchen.

 Das weitere Programm

Nun folgten Schlag auf Schlag die weiteren Programmpunkte. Helmut Mürling freute sich bei seiner Begrüßung über den überaus großen Besucherandrang und dankte allen Beteiligten für die gute Vorbereitung.

Jochen Kees trug das Gedicht „Die Erntenacht“ von Gottfried Keller vor und sang dann mit allen Anwesenden den Kanon „Danket dem Herrn“.

Immer wieder begeistert Hildegard Schilling mit ihren Vorträgen. Diesmal gab sie „Das Aquarium“ von Karl Valentin zum besten. Ebenso humorvoll war dann ein „Erzgebirgischer Einwanderungstest“ vorgetragen und getestet von Emil Ficker.

Nun folgten Volkslieder mit Georg Engl,  wie „Tief drinn im Böhmerwald“ „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ und „Mir san vom Wold dahoam“.

Nach dieser musikalischen Pause eröffneten Hildegard Schilling und Marianne Lerch mit einem Sketch über Nerven tötende „Fremdwortverwechselungen“ den weiteren Reigen des Programmes. Ein Sketch, leider mit Todesfolge.

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Der Laberkäs schmeckt

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Ehrung mit dem Ehrenzeichen der SL: V.l. Hertha Mann, Alfred Fischer, Helmut Mürling, Karl Marka

Der besinnlichen Teil der Erntedankfeier war den Lyrikern Matthias Claudius sowie C. F. Hebbel und ihrer Deutung des Erntedankes und des Herbstes  gewidmet.  Gottfried Sucker rezitierte das „Erntedankfest“ von Matthias Claudius und Irmgard Ludewig „Ein Herbsttag“ von C.F. Hebbel. Irmgard Ludewig hatte auch vom Tölzer Knabenchor eine CD mitgebracht und so erklang als krönender musikalischer Abschluss aus einem Geistlichen Chorwerk das Gloria des berühmten Tölzer Knabenchors.
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Ehrungen Herr Fischer und Herr Marka

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Frau Mann überreicht Urkunde und Nadel

Das Erntedankfest bildete außerdem den Rahmen für die Ehrung von Alfred Fischer und Karl Marka. Herta Mann von der Kreisgruppe Bayreuth und Helmut Mürling überreichten das Ehrenzeichen des Bundesvorsitzenden für die besonderen Verdienste der Beiden für ihren großen Einsatz für die Sudetendeutsche Landsmannschaft. Alfred Fischer stammt aus Falkenau und Karl Marka aus Drissgloben, Kreis Tachau.

„Kein schöner Land“ rundete die beindruckende Erntedankfeier ab.

Manfred Kees

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Der Erntewagen

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Der Erntedanktisch im BTS- Heim