Stiftskirche Mariä Verkündigung

Herbstfahrt nach Böhmen

Mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayreuth unterwegs

Am Samstag, 05. Oktober startete die Sudetendeutsche Landsmannschaft ihre erste Herbstfahrt 2013. Fünfzig Teilnehmer machten sich auf den Weg. Ziel waren Marienbad, das Prämonstratenserkloster Tepl und Karlsbad. Eine Tourismusregion von europäischen Rang mit weltbekannten Kurorten und einer Jahrhunderte lang dauernden Bädertradition. Bayreuth, Marktredwitz und vorbei an der Burg Hohenberg, einer Einrichtung  der Stiftung Sudetendeutsches Sozial- und Bildungswerk, ging es weiter Richtung Eger. Dann kam die Grenze, die eigentlich keine Grenze mehr ist. Offenbar ist Europa auch hier inzwischen entstanden. Über gut ausgebauten Straßen erreichte die Reisegruppe rasch Marienbad. Emotionale Erinnerungen erwachten, waren doch mehrere Marienbader-innen und Karlsbader-innen unter den Teilnehmern. Sie waren wieder „daheim“. Sie sahen ihr Wohnhaus, ihre Schule, ihre Kirche und ihre Kindheit. Die Frage nach dem „Warum“ blieb auch diesmal unbeantwortet.

Marienbad, mit heute etwas mehr als 13 000 Einwohnern, ist der jüngste der drei Egerländer Weltkurorte des Bäderdreiecks Karlsbad, Marienbad und Franzensbad. Am Fuße des Kaiserwaldes, in 628 m Höhe gelegen, schmiegt es sich an zahlreiche bewaldete Hügelkuppen um nach Süden sanft aus dem Talkessel auszulaufen. Marienbad hat sich herausgeputzt. In frischen Farben präsentieren sich stolz die Fassaden der großen Hotels aus der Zeit der Habsburger Monarchie. Der Kurortcharakter ist unverkennbar. Ein Glanzpunkt in Marienbad ist die neu entstandene computergesteuerte „Singende Fontäne“ an den Kolonnaden. Ein Springbrunnen, der von einem runden Becken mit einem Durchmesser von achtzehn Metern mit der zwölfteiligen Steinplastik einer stilisierten Blume gebildet wird. Zehn primäre Spritzsysteme mit mehr als zweihundertfünfzig Düsen erzeugen mannigfaltige Wasserstrahlkombinationen einschließlich farblicher Beleuchtungseffekte. Der mittlere Strahl der Fontäne erreicht eine Höhe von sechs Metern. Ergänzend ertönt dazu klassische Musik.

Dies alles betrachtet Abt Karl Prokop Reitenberger aus dem Kloster Tepl auf seinem Sockel. Er ist der Begründer von Marienbad, weil es ihm gelungen war 1818 Marienbad in den Rang eines Kurortes der Habsburger Monarchie zu erheben. Als Denkmal hat er wohl überlebt, weil die Inschriften in Latein und nicht in deutscher Sprache gehalten sind.

Am Goetheplatz begegnet man, gut gestaltet, dem Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe. Am Granitsockel des sitzenden Geheimrates glänzt eine Stahltafel mit der Aufschrift: „Diese Statue wurde gemeinsam von der Stadt Marienbad und dem Heimatverband der Marienbader Stadt und Land geschaffen“. Wohl ein deutliches Zeichen aktiv gestalteter Versöhnung.

Die sudetendeutsche Reisegruppe verlässt Marienbad um die Wirkungsstätte des Abtes Karl Prokop Reitenberger zu erkunden: Das Prämonstratenserkloster Stift Tepl. Das Gesamtensemble macht trotz einiger Restaurierungsarbeiten immer noch einen traurigen Eindruck.

Gegründet 1193 durch den Adeligen Hroznata hatte das traditionsreiche Stift wegen seiner zentralen Lage in Westböhmen mehrfache Plünderungen und Zerstörungen zu überstehen. Als nach 1948 Kirche und Klöster in der Tschechoslowakei von den Kommunisten systematisch liquidiert wurden, fiel auch Tepl dem Klostersturm zum Opfer. Die Gebäude verfielen. 1991 konnten die Ordensleute wieder ins Stift einziehen Die Anlage wird seitdem Schritt für Schritt restauriert. So sind Hotel und Restaurant sehr gut und leistungsfähig entstanden, wovon sich die Bayreuther Reisegruppe beim Mittagessen überzeugen konnte.

Von Tepl aus wurde im Jahr 1921 das 1803 säkularisierte deutsche Prämon-stratenserkloster Speinshart in der Oberpfalz wieder besiedelt.

Der neu gewählte Abt Filip Zdenek von Lobkowicz ließ es sich nicht nehmen und hat die Bayreuther Gruppe persönlich begrüßt. Dies war wohl der besondere Höhepunkt der Reise auf den Spuren der Vergangenheit in die Heimat.  

Ein besonderes Juwel ist auch heute noch die Klosterkirche Mariä-Verkündigung. Erbaut am Ende des 12. und am Anfang des 13. Jahrhunderts als romanisch-gotische Hallenkirche wurde sie später im Barockstiel umgebaut. Bei der Besichtigung spielte der vierzehnjährige Manuel Lodes in der 65 Meter langen und 16 Meter hohen Kirche gekonnt auf seiner Trompete. Ein musikalischer Leckerbissen.

Besonders sehenswert ist die in den Jahren 1902 bis 1907 unter Abt Gilbert Helmer nach Plänen des Marienbader Architekten Josef Schaffer errichtete Klosterbibliothek.

Sie zeigt sich in voller Pracht und sehr gut erhaltenem Zustand. Der Hauptsaal ist 24 Meter lang, 12 Meter breit und 15,5 Meter hoch. Zu erwähnen ist der Codex Teplensis aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts, die erste Übersetzung des Neuen Testamentes in die deutsche Sprache, also weit vor Luther

Das vorhandene Museum befindet sich noch im Aufbau und ist eher bescheiden eingerichtet. Auch hier zeigt sich die „große Baustelle“ des Stftes.

Den Abschluss der Besichtigung des Prämonstratenser Stiftes Tepl bildete ein Wortgottesdienst in der neu entstandenen Konventkapelle, gestaltet durch Diakon Dr. Hans-Werner Goldhammer und durch Manuel Lodes auf seiner Trompete.

Entlang der Tepl erreichte die Reisegruppe schließlich Karlsbad. Die Tepl entspringt in den Moorgebieten am nördlichen Hang des Podhornberges in einer Meereshöhe von 784 Metern, durchfließt  romantische Schluchten bis Petschau und durch die Talsperre Pirkenhammer bis Karlsbad. Dort mündet sie in die Eger. Hier in Karlsbad reichte die Zeit allerdings nur für eine eineinhalb Stunden dauernde Stadt-besichtigung auf eigene Faust. Karlsbad hat heute etwas mehr als 50 000 Einwohner. Es gehört wieder zu den berühmtesten und traditionsreichsten Kurorten der Welt. Von 52 465 Einwohnern im Jahre 1939 waren mehr als 90% Deutsche.

Karlsbad ist berühmt wegen seiner Heilquellen (vor allem bei Verdauungs-erkrankungen). Die bekannteste und stärkste befindet sich in der Sprudelkolonnade und ist als Sprudel bekannt. Er ist 72 °C heiß, schießt bis 14 Meter in die Höhe und besitzt eine Schüttung von 2000 Litern pro Minute. Zu nennen sind die weiteren  Kolonnaden wie die Marktkolonnade (1883, Fellner & Helmer), die Mühlenkolonnade (1871–1881, Josef Zítek), die Parkkolonnade (Gartenkolonnade), die Sprudelkolonnade (1969–1975, Prof. Votruba) und die Schlosskolonnade (1911–1913, Friedrich Ohmann). Oblaten, Becherbitter, Grandhotel Pupp sind ebenfalls untrennbar mit Karlsbad verbunden.

Das Wetter hatte gehalten. Die Dunkelheit brach herein und so setzte sich die Reisegruppe müde und erschöpft aber mit umfangreichen Eindrücken wieder in Richtung Bayreuth in Bewegung.

Manfred Kees                                                                                                          

08.10.2013

Die Abfahrt am Bahnhof Bayreuth

Ankunft in Marienbad

Prächtige Hotelfassaden

Gruppenbild am Säuerling in Marienbad

Der Gründer von Marienbad Abt Reitenberger

Erfahrungsaustausch

 

Wir staunen

Klappt alles ?

Stift Tepl kommt

Auf zum Essen

Stift Tepl im Modell

So war es früher

Noch fehlt ein Schnitzel...

Mittagessen im Stiftsrestaurant

Wie geht es weiter

 

Die Stiftskirche

Zur Besichtigung des Stiftes

Heruntergekommen

Wann geht es los

Die Baustelle

Kritische Betrachtung

Die Klostergründung

Der neue Abt

Abt Filip von Lobkowicz

Begrüßung

Mit dem Abt im Gespräch

Gedankenaustausch

Kommen Sie wieder

Information

Der Pilgerzug

Im Treppenhaus

Das Museum

Sakrale Gegenstände

Im Kreuzgang

Der Hochaltar

Manuel Lodes und seine Trompete

Grabschrein des hl. Hroznata

Fresken zur Entführung

Die Stiftsbibliothek

Dank in der Konventskapelle

Dank mit Diakon H.W.Goldhammer

Wortgottesdienst in der Konventskapelle

Manuel Lodes mit seiner Trompete

Schade

Streifzug durch Karlsbad

Vor dem Hotel Pupp

Die Mühlbrunnen- Kolonade

Im Zentrum von Karlsbad

Die Maria Magdalenenkirche mit Sprudel

Der Fluß Tepl

Späte Rückfahrt