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Der Hockewanzel alias Manfred Kees

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Hockewanzel

Eulenspiegel im Priestergewande

ein Vortrag von Dr. Hennig und Manfred Kees

am 17.11.2011 im Schloßturmsaal Bayreuth

Der Hockewanzel und seine Wirkungsstätten

Vor zahlreich erschienenen Publikum veranstaltete die Sudetendeutsche Landsmann-schaft, Ortsgruppe Bayreuth zusammen mit der Katholischen Erwachsenenbildung am Donnerstag, 17. November 2011, 18.00 Uhr im Schlossturmsaal in Bayreuth einen Hockewanzel-Abend. Ortsobmann Helmut Mürling konnte am Beginn zahlreiche Besucher und Ehrengäste begrüßen. Anwesend war auch der Geschäftsführer und Bildungsreferent der Katholischen Erwachsenenbildung, Dr. Wolfgang Stahl. Besonders begrüßte Helmut Mürling die Referenten der Veranstaltung Dr. Wolfgang Hennig und Manfred Kees.

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Der gut gefüllte Schloßturmsaal

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Die Mitglieder der Eghalanda Gmoi

Der Ur, Ur, Ur … Enkel des Vaters des katholischen Erzdechanten Wenzel Hocke, der Bayreuther Arzt Dr. Wolfgang Hennig, hielt einen beindruckenden Bildervortrag über die Wirkungsstätten des humorvollen Priesters. Anhand von Landkarten und zahlreichen Bildern zeigte der Referent, assistiert von seiner Frau, die Reiseroute von Bayreuth über Chemnitz und Dresden nach Tetschen auf. Markante Wahrzeichen von Tetschen ist das Schloss, das sich etwa 45 m über der Elbe auf einem Felsen befindet. Es war früher im Besitz der Grafen Thun-Hohenstein. Religiöser Mittelpunkt dieser Kreisstadt (Tetschen-Bodenbach) war die katholische Kreuzkirche, die Wenzelskirche. Die Fahrt ging weiter über Politz an der Elbe nach Sandau zur Taufkirche des Hockewanzels.

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Referent Dr. Hennig mit Gattin

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Aufmerksame Zuhörer

An der Straße nach Böhmisch Leipa fand das Ehepaar Hennig endlich den Wallfahrtsort Ober-Politz, die zentrale Wirkungsstätte des Erzdechanten Wenzel Hocke. Die barocke Pfarr- und Wallfahrtskirche „Maria Heimsuchung" ließ der Leitmeritzer Bischofs 1689 - 1701 durch Giulio und Ottavio Broggio erbauen. Seit 1908 steht eine bronzene Gedenktafel für den außergewöhnlichen Priester am Weg zur Kirche. Hier, in Ober-Politz, wohnte und wirkte der Hockewanzel von 1779 bis 1808. Ein Gang über den Friedhof mit steinernen Zeugen aus der deutschen Vergangenheit rundete den Besuch in Ober-Politz ab.

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Kirche "Mariä Heimsucheung in Ober- Politz

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Viele Berührungspunkte hatte der Hockewanzel zur zuständigen Bischofsstadt Leitmeritz, der letzten Station von Wolfgang Hennig zu den Wirkungsstätten des bekannten Geistlichen. Vor allem die bischöfliche Residenz, das Konsistoriumsgebäude und der Stephansdom am Domhügel standen dabei im Mittelpunkt.

Wenzel Hocke wurde 1732 geboren und verstarb am 1. März 1808 in Ober-Politz, Landkreis Böhmisch Leipa. Er war katholischer Priester und seit 1779 Erzdechant in Politz. Im Volk war Wenzel Hocke sehr beliebt für seine Menschenfreundlichkeit und galt als Eulenspiegel im Priestergewande - ein Original, das im sudetendeutschen Raum seinesgleichen sucht. Volkstümlich war er bekannt als Hockewanzel. Sein derber Humor war gerade und offen, mit einer guten Portion Schlagfertigkeit und Mutterwitz gemischt, dazu noch eine herz-erfrischende Grobheit. Gerne legte er sich mit der Obrigkeit an. Über ihn erzählte man sich humorvolle Geschichten, die später auch Eingang in die Literatur fanden. In den Geschichten vom Hockewanzel hat ihm Anton Nittel ein literarisches Denkmal gesetzt.

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Ortsobmann Helmut Mürling bei seiner Begrüßung

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Dr. Hennig

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Von lins: Dr. Stahl, Helmut Mürling, Dr. Hennig, Hockewwnzel alias Manfred Kees

Anschließend trat der „Hockewanzel" persönlich auf. Diesen Part hatte Manfred Kees übernommen. Im Ornat eines Geistlichen stellte Hockewanzel die Frage „ Wer hat es gewagt, meinen Geist zu rufen und mich aus meinem Grab auferstehen zu lassen? Nun, wie war dies mit mir, dem Hochwanzel? Typisch für mich und meine Zeit als Erzdechant war, dass ich mich eines sehr spezifischen und bisweilen barschen Humors bediente. Zielscheibe war unter anderem der Leitmeritzer Bischof Ferdinand Kindermann von Schulstein mit dem Bischöflichen Konsistorium oder die Obrigkeit vom Politzer Schloss. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich, Wenzel Hocke, auch Hockewanzel genannt ein sorgloser Komiker gewesen wäre.

Meinen seelsorgerischen Dienst in der Pfarrei leistete ich gewissenhaft, davon zeugt der noch erhaltene Visitationsbericht von Bischof Kindermann, in dem es unter anderem heißt: „In der Kirche herrscht mustergültige Ordnung und Sauberkeit ... die Schuljugend ist mustergültig unterrichtet". Ja, ja so war dies bei mir. Ich lebte in der Barockzeit und zu Beginn des Klassizismus. Es war die Zeit des Absolutismus und die Zeit der Aufklärung.

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Der Hockewanzel

Händel und Telemann gehörten in meiner Jugend und während der Studienzeiten zu meinen Zeitgenossen. Russlands stieg zu meiner Zeit mit Zar Peter dem Großen zu einer Großmacht auf. Friedrich II. der Große von Preußen mit seinem aufgeklärtem Absolutismus war ein Zeitgenosse. Mit Schrecken denke ich an den Siebenjähriger Krieg, dem sog. dritten Schlesischen Krieg. Es folgten die Polnische Teilungen und 1789 die Französische Revolution. Ich erlebte dann noch Napoleon, 1776 die Unabhängigkeitserklärung der USA und das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.
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1815 beim Wiener Kongress hätte ich gerne mitgetanzt, aber da war ich schon tot. Kant,Goethe und Schiller lebten ebenfalls mit mir.Für die Kirchen und die Priester war die Zeit der Aufklärung mit enormen Wandlungen verbunden. Ich denke mit Schrecken zurück. Nur soviel! Die Zeit war nicht so beschaulich wie Ihr Euch dies vorstellt.

Mütze ohne Stecken

Eines möchte ich Euch allen schon erzählen. Ich durfte in meiner Eigenschaft als Erzdechant die Mitra, die Bischofsmütze (Inful), tragen. Etwas aber fehlte mir noch, der bischöfliche Krummstab.

Wenzel Hocke Erzdechant."

Ich dachte immer: "Den Stecken müssen sie mir auch noch geben." Doch die hochwürdige geistliche Obrigkeit in Leitmeritz war trotz eifriger Bitten nicht dazu zu bewegen. Deshalb machte ich ein schriftliches Bittgesuch beim Konsistorium. Doch von da kam der Bescheid, dass das Gesuch abzulehnen sei. Hockewanzel möge nicht mehr in gleicher Sache nachsuchen.
Wutentbrannt antwortete ich schriftlich: " Hochwürdiges Konsistorium ! Wenn ihr mir den Stecken nicht geben wollt, dann pfeif ich auch auf die Mütze!
Was könnt Ihr also von mir lernen ? Ruhe und Gelassenheit, den Schalk im Nacken und den Stachel gegen die Obrigkeit. Welche Ratschläge gebe ich zum Schluss: Ich war leibhaftig bei Euch, dies muss genügen, und nun lasst Ihr mich künftig wieder in Ruhe. Allerdings könnten schon ein paar Hobby-Historiker weiter forschen um mein Leben für die Nachwelt noch ausführlicher darzustellen. Ich möchte gerne weiterhin in Euerem Gedächtnis bleiben
Salve, der Friede sei mit Euch"

Manfred Kees

Literaturangaben beim Verfasser