Irena Novak, Elmar Schatz und Manfred Kees

Neues aus der alten Heimat

Vortrag der Vorsitzenden des Kulturverbandes deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth hatte zu einem Vortrag „Neues aus der alten Heimat“ am Donnerstag, 06. November 2012, in den Historischen Rathaussaal im Kunstmuseum Bayreuth eingeladen

Frau Irena Novak, Prag, die Vorsitzende des Kulturverbandes der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik, berichtete über das Leben und die Entwicklung der „Deutschen“ in der Tschechischen Republik.

Der Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik wurde am 14. Juni 1969 gegründet. Der Verband hat heute rund 1 500 Mitglieder in 20 Grundorganisationen (= örtliche Gruppen), die sich vor allem in Nordböhmen befinden. Dies sind Prag, Schazlar, Wildstein, Graslitz, Falkenau, Weipert, Schmiedeberg, Komotau, Teplitz-Schönau, Aussig, Großschönau, Schluckenau, Georgswalde, Warnsdorf, Haida, Maffersdorf, Gablonz, Neustadt, Trübenwasser – Jungbuch, Trautenau. Diese territoriale Verteilung hängt damit zusammen, dass nur in den Grenzgebieten zur „DDR“ die Gründung des Kulturverbandes erlaubt war. Verboten waren Gründungen in den Grenzgebieten zu Polen, zu Bayern und zu Österreich.

Gespannte Zuhörer

Irena Novak beim Nordbayerischen Kurier

Die Hauptidee des Verbandes liegt in der Erhaltung der Volkskultur und der deutschen Sprache der Minderheit. Die Gruppen der Deutschen haben sich in dem nordböhmischen Grenzgebiet schon in den fünfziger Jahren getroffen. Es waren Theater - und Singgruppen oder Fotozirkel und andere Gruppen.

Der Kulturverband hat seinen Sitz in Prag, im Haus der nationalen Minderheiten. Seine Vorsitzende ist Frau Irena Novak. Sie berichtet im Rahmen ihres Vortrages über das Leben und die Entwicklung der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik. Dabei spannte sie ein Bogen über ihre deutschen Eltern und über den Facharbeiterstatus ihres Vater in Gablonz. Dadurch entging man der Vertreibung. In der Familie wurde deutsch gesprochen. 1952 wurden alle Deutschen zu tschechischen Staatsbürgern. Es herrschte ein starker Anpassungsdruck zur tschechischen Staatsbürgerschaft und der Eingliederung in den Tschechischen Staat. Irena Novaks Schul- und Berufsausbildung war unproblematisch. So ist sie heute examinierte Reiseleiterin in Prag, meist für deutsch-sprachige Reisegruppen. Ihr Mann ist Prager. Die beiden Söhne sprechen, in der zweiten Sprache besser Englisch als Deutsch. Ihre Generation fühlt sich als Tschechen mit deutschen Wurzeln. Besondere Unterschiede in den Lebensformen, im Vergleich zu den Tschechen, vermag sie nicht zu erkennen. Ihr liegt allerdings daran ihre Wurzeln und die dadurch entstandene eigene Identität nicht zu verleugnen und zu verlieren. Deshalb ist sie auch Mitglied im Kulturverband. Diese Entwicklung unterstützt der Tschechische Staat nur sehr eingeschränkt. In Prag steht zumindest das Haus der nationalen Minderheiten zur Verfügung. Fördermittel gibt es sehr wenige. Die Zusammenarbeit mit dem zweiten großen Deutschen Verband, der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien ist inzwischen sehr kooperativ. Diese Dachorganisation hat rund 3 500 Mitglieder. Sehr gute Kontakte bestehen zur Sudetendeutschen Landsmannschaft, vor allem auch zum Sudetendeutschen Büro in Prag. Peter Barton hilft ihr sehr.

Irena Novak zeigte anhand von Bildern Beispiele von immer noch recht aktiven Gruppen der deutschen Minderheit aber auch Beispiele für gelungene deutsch-tschechische Zusammenarbeit.

Wie kann es weitergehen mit der deutschsprachigen Minderheit?

Nach der letzten Volkszählung, die im März 2011 stattgefunden hat und den vorläufigen Ergebnissen, bekannten sich nur noch 18 722 Bürger zur deutschen Nationalität. 1950 waren es noch 165 117 die freiwillig zu deutschen Nationalität standen. Zu berücksichtigen ist hier allerdings, dass 2,74 Millionen Bürger die Frage der Nationalität nicht beantworteten. Dies ist rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung.

Voreilige Schlüsse sind also nicht angebracht. Dennoch wird es schwieriger werden, den Kulturverband als starke Organisation zu erhalten. Hoffnungen auf eine positive Entwicklung gäbe es nur, wenn es gelingt die grundsätzlich an der Herkunft ihrer Vorfahren interessierte Junge Generation auch in eine Verbandsarbeit zu bringen.

Eine angeregte Diskussion bildete den Abschluss der interessanten Veranstaltung.

Manfred Kees

09.11.2012

Pressebericht Sudetendeutsche Zeitung

Pressebericht aus "Mein Verein"

Interview Nordbayerischer Kurier

40 Jahre Deutscher Kulturverband Komotau