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Neues Zuhause

 

Bayreuth

 

Dr. Emma Derr und Helmut Rempel präsentierten ihr Buch über Lebensgeschichten von Russlanddeutschen

Selbst unter den Sudetendeutschen sind die Kenntnisse über unsere Mitbürger mit deutscher Abstammung aus Russland lückenhaft. Für mich und meiner Frau war es deshalb eine gute Gelegenheit, einen Teil der Lücken zu schließen und den Deutschen aus Russland zu zeigen, dass sich die Sudetendeutsche Landsmannschaft durchaus für ihr Schicksal und die Schwierigkeiten der Ein-gliederung interessiert. Auf dem Programm der interkulturellen Woche stand am Montag, 27.09.210, die Buchpräsentation „Neues Zuhause in Bayreuth“.
Dr. Emma Derr und Dr. Helmut Rempel stellten in der evangelischen Kreuzkirche die Lebensgeschichten von Deutschen aus Russland vor. Das Buch berichtet über das schwere Schicksal dieser Aussiedler. Mit bewegten Worten trugen beide Autoren bis ins Detail gehende Lebensläufe der meist noch selbst anwesenden Zeitzeugen vor. Erschütternde Lebensläufe, unmenschliche Zustände und grausame Erniedrigungen bis an die Grenzen der Leidensfähigkeit. Und dann,    „wieder zu hause“ die zum Teil großen Vorbehalte bei der Integration in der Bundesrepublik Deutschland.

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Weit über zwei Millionen Russlanddeutsche haben in den letzten Jahrzehnten als Aussiedler in Deutschland eine Aufnahme gefunden. Noch sind nicht alle ange-kommen und aufgenommen. Ziel des vorgestellten Buches ist es deshalb auch die Russlanddeutschen in ihrer Geschichte besser zu verstehen, sie so zu akzeptieren, wie sie sind und ihnen die Anerkennung zu schenken, die ihnen zusteht. Dies ist den beiden Autoren auch gelungen. Die Lektüre des Buches wird dringend empfohlen.

 

Zur geschichtlichen Erinnerung:

Vor allem zur Zeit des Zaren Peter des Großen wurden Deutsche als Handwerker, Künstler, Wissenschaftler

und Bauern im 17. und 18. Jahrhundert nach Russland geholt. Diese Besiedlungspolitik setzte sich unter

Zarin Katharina II, die Große, ab 1796 verstärkt fort. Insbesondere durch den Kriegsausbruch am 22. Juni

1941 zwischen Deutschland und Russland wurden die eineinhalb Millionen Deutsche, abgesehen von

wenigen Ausnahmen, aus ihren angestammten Siedlungs-gebieten vertrieben und danach zwangsweise

umgesiedelt. Auf diese Weise gelangte ein großer Teil der Deutschen nach Sibirien, Kasachstan, nach

Mittel-asien und in den Hohen Norden. Das Ziel der Deportation war: Die Deutschen in Russland sollten

ihre Sprache und ihre Identität verlieren. Erst nach der Stalin Ära gab es langsam und nur schrittweise

Lockerungen für die Russland-deutschen. Ende der 1960er Jahre, nach einem Abkommen Deutschlands

unter Kanzler Willy Brandt mit der UdSSR über Heimkehrerberechtigung und Aussiedlerbestimmungen,

begann die zahlenmäßig bedeutsame Ausreise nach Deutschland (Spätaussiedler) in unterschiedlichen

Aussiedlerwellen.

 

Manfred Kees