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Sitzend v.l.n.r.; Lisa Kees, Manfred Kees, Philipp Zambelli, Julian Kolb Stehend v.l.n.r.: Christian Plätzer, Gymnasiallehrer, Dr. Norbert Aas, Historiker

Weisheit trifft Neugier - Integration einst und jetzt

Hinter diesem Titel verbirgt sich ein Begegnungskonzept zwischen Senioren-innen und   Gymnasiasten-innen aus zwei neunten Klassen des  Gymnasium Christian Ernestinum (GCE) Bayreuth. In drei Gesprächsrunden erörtern mehr als 30 Teilnehmer die spannende Frage zur Integration von Vertriebenen, Flüchtlingen und Spätaussiedlern. Dabei entsteht ein großer Spannungsbogen zwischen den Erfahrungen der „Älteren Generation“, mit Weisheit bezeichnet, und dem Blickwinkel der „Jungen Generation“ ,mit Neugier bezeichnet.

Welche Erfahrung bringt die Ältere Generation dabei ein und decken sich diese Erfahrungen mit den Vorstellungen der Jungen Generation. Um es vorweg zu nehmen, ein Generationenkonflikt ist überhaupt nicht erkennbar. Die Teilnehmer gingen sehr entspannt und neugierig auf beiden Seiten miteinander um. In Kleingruppen begegnen sich meist 2 – 3 Gymnasiasten-innen mit einem(r) Senior-in, diskutieren, stellen Fragen, übernahmen die Fragen und Antworten auf Tonträgern und verarbeiten die Ergebnisse zu schriftlichen Berichten.

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Philipp Zambelli, Julian Kolb

Woher kommen Sie ? Wie sind Sie aufgenommen worden ? Welche Erfahrungen haben Sie bei der Integration in der „neuen“ Heimat gemacht ? Sind die Einheimischen auf Sie zuge-gangen ? Welche Konflikte sind entstanden ? Was bedeutet Integration ? Wie bewältigt der Einzelne seine Integration ? Was schmerzt Sie am meisten ? Ist Ihre Integration gelungen ? Wo gab oder gibt es Ausgrenzungen ? Welche Ihrer Erfahrungen sind auf die heutige Integrationspolitik übertragbar?

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Marianne Lerch mit ihren Gymnasiastinnen

Schwierige Fragen mit großer Tragweite. Meinungsaustausch, nicht wissenschaftliche Aufarbeitung war das Ziel. Entstanden sind sehr unterschiedliche individuell gefasste Berichte über die subjektiven Erfahrungen der teilnehmenden Seniorinnen und Senioren aus dem Verlust ihrer Heimat und ihrem Neuanfang im neuen Zuhause. Mit großem Einfühlungs-vermögen und sehr guten Formulierungen haben die Gymnasiasten kurze Biografien zusammengestellt. Man war sich einig, diese Biografien zu einem kleinen gebundenen Werk zusammen zu fassen.

Profitiert haben die sehr angagierten Schülerinnen und Schüler durch den intensiven Informations- und Gedankenaustausch auf der einen Seite und die Seniorinnen und Senioren durch die Neugier und Verständnisbereitschaft auf der anderen Seite.

Im abschließenden Diskussionsforum wurde es noch einmal sehr spannend. Meinungen der Zeitzeugen prallten aufeinander. Hat sich die historische Entwicklung für die betroffene Generation durch Integration überlebt, gibt es noch den Verlust der Heimat durch das neue Zuhause in Bayern oder sind die Vertriebenen, Flüchtlinge und Spätaussiedler nicht durch den Lastenausgleich ausreichend entschädigt worden ? Eine Lösung brachte die angeregte Diskussion naturgemäß nicht. Überwiegend vertraten aber sowohl die Zeitzeugen als auch die Schüler die Auffassung, dass Heimat nicht beliebig ersetzbar ist. Vertreibungen führen zu schlimmen Folgen und sind deshalb zu ächten. Toleranz, Vermeidung von Vorurteilen und gute zwischenmenschliche Beziehungen und ein aktiver Integrationswille stellen ein gutes Fundament für die Integration auch in der heutigen Zeit dar.

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Die SL Truppe mit Gottfried Sucker (stehend links) und Brigitte Engel (sitzend rechts, beides Pommern)

Für uns, so die Schüler, war plötzlich Geschichte erlebbar. Wir haben dies alles nicht so richtig gewusst.  Uns hat bisher niemand Flucht und Vertreibung von Deutschen im Zuge des Zweiten Weltkrieges näher gebracht. Für uns ist es schon beeindruckend, die Gefühle, die Ängste, die Probleme hautnah von Zeitzeugen erfahren zu können. Das Fazit gipfelte deshalb in der Aussage, „Das Projekt war ein erkennbarer Erfolg“. Angemerkt sei auch noch, dass die Gymnasiasten das Projekt in ihrer Freizeit mitgestaltet haben.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft, Ortsgruppe Bayreuth hat sich durch die Initiative von Gerda Mühlbacher dem Projekt angeschlossen und hat sich mit Gerda Mühlbacher, Gottfried Sucker (aus Pommern), Marianne Lerch, Lisa Kees und Manfred Kees beteiligt.          

Initiiert wurde diese Begegnung von der Evangelischen Familien-Bildungsstätte und dem Mehrgenerationenhaus Bayreuth  durch Ute Semmelmann, Heike Komma, dem Historiker Norbert Aas und dem Gymnasiallehrer Christian Plätzer vom GCE Bayreuth.

Manfred Kees

18.05.2011