Festakt zum 60jährigen Bestehen der Sudetendeutschen Landsmannschaft

von Vorstandsmitglied Manfred Kees,

Presse und Öffentlichkeitsarbeit

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft feiert am Samstag, 27.06.2009, 10.00 Uhr ihr 60jähriges Bestehen. Gemeinsam für die Orts- und Kreisgruppe gibt es einen Festakt im Alten Rathaus in Bayreuth. Als Festredner sprechen Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl und der Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. Martina Schill mit vier Flötistinnen aus Creußen begleiten das Programm musikalisch..Eine kleine Ausstellung über die sudetendeutsche Entwicklung im Stadt- und Landkreis Bayreuth rundet den Festakt ab.

Nach Flucht und Vertreibung kamen 1945 und 1946 mehr als 15.000 Sudetendeutsche in den Raum Bayreuth und fanden hier eine neue Heimat. Die Militärregierung hatte zunächst einen Zusammenschluss von Vertriebenen verboten. Deshalb gründeten diese den „Hilfs- und Kultur-Verein der Sudetendeutschen für den Stadt- und Landkreis Bayreuth“. Mitglieder konnten nur Landsleute werden, die nicht unter die Entnazifizierungsgesetze der Alliierten fielen  Im Dezember 1949 benannte sich der Verein zur Sudetendeutschen Landsmannschaft um. Höhepunkt waren die zu Pfingsten 1949 in der Eremitage abgehaltenen Pfingstkulturtage. Neben dem damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Hans Ehard nahmen auch Senator Dr. Pöhner, Regierungspräsident Dr. Gebhard, Oberbürgermeister Rollwagen und  der sudetendeutsche Sozialdemokrat Wenzel Jaksch teil. Erinnert sei auch an die ersten Hauptakteure wie Dr. Kurt Federer, Dr. Herbert Tusch, den damaligen Landtagsabgeordneten Dr. Walter Zawadil und den damaligen Bürgermeister Dipl.-Ing. Ferdinand Liebich.

Von anfänglichen Schwierigkeiten geprägt verlief die Integration der Vertriebenen und damit auch der Sudetendeutschen im Stadt- und Landkreis Bayreuth sehr erfolgreich. Dafür und für die Geduld, das Verständnis und die Hilfsbereitschaft der einheimischen Bevölkerung drücken die Sudetendeutschen ihren besonderen Dank aus.

Die durch nichts zu rechtfertigende Vertreibung von mehr als 13 Millionen Deutschen, darunter mehr als 3 Millionen Sudetendeutschen, brachte den Siegermächten nicht das erhoffte Chaos im letztlich geteilten Deutschland. Obwohl die Vertriebenen und Geflüchteten mit leeren Händen im Bayreuther Raum ankamen, trugen sie mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten entscheidend zum wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Wiederaufbau der Region bei. Ein großer Teil der Glas- und Textilindustrie wurde von den Sudetendeutschen aufgebaut oder wiederbelebt. Nur beispielhaft erinnert sei an die Gablonzer Glasindustrie, an die Firma Oehme in Bindlach, an die Glaswerke in Warmensteinach, an das Bauunternehmen Markgraf in Bayreuth, an den Fleischereieinrichtungsbedarf Peukert in Warmensteinach, an die Textilfabriken Palme in Glashütten und Horn in Pegnitz, an die Sportmoden Adolf Riedl GmbH, Habla Chemie in Mistelbach und an die Unternehmer Rudolf Schöbel, Rudolf Reckziegel, Ernst Pilz und Josef Fischer. Auch in der Kommunalpolitik waren Sudetendeutsche integriert, wie Landrat Dr. Josef Kohut, Bürgermeister und Gemeinde- und Stadträte wie Otto Fleischmann, Erhard Thomas, Alois Kreuzer, Wolfgang Fünfstück,  Reinhard Jaresch, Josi Dostal, Maria Grulich, Marianne Meyer,  Gerhard Schröll, Josi Pilz, Franz Überla, Fritz Kraus, Franz-Xaver Fischer, Ernst Kreisler und Christine Hacker. Zu erwähnen ist auch der sudetendeutsche Landtagsabgeordnete Walter Nadler.

Schon in der Charta der Heimatvertrieben vom 05. August 1950 haben alle Vertriebene

feierlich auf Rache und Vergeltung verzichtet und haben und wollten „jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können“.

Zahlreiche verwandtschaftliche und freundschaftliche Kontakte der Sudetendeutschen zur alten Heimat sind nie abgebrochen. Eine der  erste Schulpartnerschaften im Frühjahr 1989 nach Slany bei Prag wurde  durch die heutige Kreisvorsitzende mitinitiiert und lange Jahre betreut. Ebenso zu erwähnen ist der Einsatz von Sudetendeutschen für die ersten tschechischen Gastschüler in Pegnitz und Bayreuth. Die grenzüberschreitenden ökumenischen Wallfahrten der Landsmannschaft im Raum  Bayreuth nach Tschechien erneuerten alte Verbindungen und ermöglichten neue Freundschaften. Die Wiederaufbauleistungen der Sudetendeutschen in Tschechien , auch aus dem Bayreuther Raum, zeigen deutlich auf, dass auch die Sudetendeutschen ihren Beitrag zur Aussöhnung und Verständigung im Sinne der Charta der Heimatvertriebenen geleistet haben und noch leisten. Den Worten folgte die Tat.

Um so unverständlicher ist die Haltung der tschechischen Staatsregierung wenn sie sich weigert in einem geeinten Europa nicht die Beneschdekrete zu annullieren. Diese Dekrete  bilden die völkerrechtswidrige Grundlage für Enteignung, Entrechtung und Zwangsarbeit für die Sudetendeutschen, nur weil sie Deutsche waren.

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft strebt deshalb weiterhin an, die Sudetendeutschen und ihre Nachkommen als politisch, kulturell und soziale Gemeinschaft zu erhalten.

Sie strebt weiter an, einer gerechten Völker- und Staatenordnung zum Durchbruch zu verhelfen, in der Vertreibungen, Völkermord und „ethnische Säuberungen“ weltweit gebannt sind.

Margaretha Michel aus Pegnitz führt seit Jahren die Kreisgruppe Bayreuth und Helmut Mürling ist der neugewählte Ortsobmann von Bayreuth.

 

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft unterhält auch eine eigene Internetseite unter www.sudeten-bayreuth.de.

Anmerkung: Dieser Artikel wurde von der Ortspresse nur zum Teil wiedergegeben. Die gelb unterlegeten Teile sind nicht wiedergegeben worden. Helmut Mürling, Obmann

Fotoalbum zum Festakt

Pressestimmen