Nordbayerischer Kurier vom 29.7.2010

Gegen Krieg und Vertreibung

BAYREUTH. Als ein „wichtiges Signal für die Zukunft“ hat Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl die Inschrift auf der Gedenktafel der Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft gewertet. Mit den Worten „Nie wieder Krieg und Vertreibung“ erinnert die Ortsgruppe an die Ausweisung aus ihrer jahrhundertelangen Heimat. Mit der Tafel am Bayreuther Hauptbahnhof, die am Mittwoch enthüllt wurde, will sie aber auch danken für die Aufnahme in Stadt und Land Bayreuth.

Im Beisein vieler Gäste, darunter Vertreter anderer Vertriebenenorganisationen, aber auch zahlreiche Bürgermeister aus umliegenden Gemeinden, in denen viele Heimatvertriebene eine Bleibe fanden, erinnerte der Obmann der Ortsgruppe der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Helmut Mürling, an die Zeit zwischen Februar und Oktober 1946, als 33 Güterzüge 39 281 Männer, Frauen und Kinder aus dem Sudetenland nach Bayreuth brachten. Es sei schwer gewesen für die einheimische Bevölkerung, Fremde bei sich aufzunehmen. Obwohl in Bayreuth mehr als ein Drittel aller Wohnungen zerstört gewesen sei, hätten 10 224 Vertriebene und Flüchtlinge aus der Tschechoslowakei und den deutschen Ostgebieten in der Stadt ein Dach über dem Kopf gefunden. Das seien mehr als 18 Prozent der Gesamtbevölkerung gewesen. Laut Mürling seien von den knapp 59 000 Menschen, die im Jahre 1950 im Bayreuth gelebt hätten, 12 908 Vertriebene gewesen, also 22 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Zahl der Vertriebenen, die im Landkreis Bayreuth ein neues Zuhause gefunden hätten, bezifferte Mürling auf 13 369. Dort hätte es wohl keinen Ort gegeben, der nicht Flüchtlinge und Vertriebene aufnehmen musste. Auch wenn Oberfranken zur Heimat geworden sei, so Mürling weiter, „gibt es in unserem Herzen aber einen Raum für den Ort, an dem wir geboren sind und aus dem wir gewaltsam vertrieben wurden. Wir wandern emotional zwischen zwei Welten.“ gb