Dr. Bianca Beneskova- Schulze

Das Deutschlandbild 

der Tschechen

  Erfahrungen aus Ostböhmen

Einladung

Das Deutschlandbild in Tschechien hat sich in den letzten Jahren gewandelt – das ist eine gute Nachricht, beachtet man, dass die meisten Tschechen vor nicht all zu langer Zeit mit dem Begriff ´Deutschland´als erstes den Zweiten Weltkrieg assoziierten.

Über diese Problematik referierte Dr. Bianca Benešková-Schulze Lektorin/Dozentin an der Universität Pardubice (Pardubitz)  , seit 1999 auch Mitarbeiterin (Leiterin bis 2012) des Goethe-Zentrums Pardubice. Ein aktuelles Thema welches in dem sich weiter entwickelnden Europa helfen soll, vorhandene Gräben zuzuschütten und zu beseitigen.

Der Vertreter der Stadt Bayreuth, 2. Bürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) dankte in seinem Grußwort der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bayreuth für das aktuelle Thema des Vortrages, für die Verständigungsbereitschaft und den Willen, sich der Problematik zum tschechischen Nachbarn zu stellen und den Versuch eines Ausgleichs anzustreben. Vorhandene Gräben sollten zugeschüttet und beseitigt werden.

Gekommen waren neben den Vertretern der Deutsch Tschechischen Gesellschaft Bayreuth mit ihrer stellvertretenden Vorsitzenden Monika Stock auch die Burschenschaft Thessalia, der stellvertretende Kreisobmann Helmut Hempel mit Gattin, der frühere Ortsobmann Karl Heider, Sabine Habla die Regionalbeauftragte der Hanns-Seidel-Stiftung, Stadträtin Elisabeth Bauriedel (CSU), sowie Dr. Stefanie Jost, die Leiterin des Lastenausgleichsarchivs, Hartmut Zurek von den Schlesiern  und Thomas Englberger, Referent der Internationalen Begegnungsstätte Kloster Speinshart.

Der Vortrag sollte zeigten, was Studenten, die ´Deutsch für die Berufspraxis´an der Universität Pardubice (Ostböhmen) studieren, über das größte Nachbarland Tschechiens wissen. Weiter stellte die Referentin Ergebnisse von Untersuchungen vor, die Studierende zum Deutschlandbild im tschechischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen durchgeführt haben.

Frau Benešková-Schulze hatte dazu über die Jahre 2009, 2011 und 2013 eine Studie bei den Studierenden erhoben und spontane Assoziationen (Verknüpfung von Vorstellungen) über die Bundesrepublik provoziert. Im Ergebnis, dieser nicht repräsentativen Studie, hatte sich herauskristallisiert, das sich das Deutschlandbild doch signifikant verschoben hat. Während 2009 noch Berlin, Hitler, Zweiter Weltkrieg, Bayern und Angela Merkel die Nennungen anführten, waren es 2011 Städte wie München, Bonn und Düsseldorf, Zweiter Weltkrieg, Berlin, Disziplin, Pünktlichkeit, Sauberkeit, Oktoberfest, Bier (Hitler am Ende der Skala) und 2013 Oktoberfest, Bier, Berlin, Autos, Berliner Mauer. Bei den positiven Assoziationen des Erhebungszeitraumes blieben Oktoberfest, Berlin und Autos vorne, bei den negativen Assoziationen gingen Hitler und Zweiter Weltkrieg deutlich zurück. Auf die Frage, wer das Deutschlandbild beeinflusst hat, standen in der Reihenfolge LehrerInnen, eigene Erfahrungen durch Aufenthalte in der Bundesrepublik (auch am Heiligenhof des Sudetendeutschen Sozial- und Bildungswerkes), Eltern und Verwandte,  Medien, eigenes Interesse und Besuch eines KZ im Vordergrund.

Im zweiten Teilbereich ihres Vortrages stellte Benešková-Schulze das Deutschlandbild im tschechischen öffentliche-rechtlichen Fernsehen aus Forschungsergebnissen von Studierenden vor. Untersucht worden waren das Tschechische Fernsehen 2 in drei Abschlussarbeiten und das Tschechische Fernsehen 1 in einer Abschlussarbeit. Dabei kam es zu folgenden Feststellung: „..im ČT1-Programm überwiegen solche Dokumente, in denen die aktuellen Beziehungen zwischen Deutschland und seinen Nachbarländern gezeigt werden .... vor allem, was die sozialen Bedingungen, die ökonomische Stituation und das gegenwärtige kulturelle Leben der Deutschen angeht“ oder „Wenn die Zuschauer nur das Programmangebot von ČT1 anschauen würden, könnten sie sich kein ausreichendes Bild über Deutschland machen“.

Analysiert wurden im ČT2 gezeigte Deutsche Spielfilme wie „Wer früher stirbt, ist länger tot; Der Novembermann; Die Flucht; Neger, Schornsteinfeger; Der Pianist; Nicht alle waren Mörder; Die Fälscher; oder mit Sudetendeutscher Problematik „Töten auf Tschechisch; Die Habermannsmühle; Lebwohl, tschechisches Eck; Dokument über das Leben im heutigen Sudetenland“.

Dies alles zeige, wie bisher verschwiegene Themen in Tschechien mehr und mehr öffentlich angesprochen und auch im Privatbereich diskutiert werden. Es sind keine Tabu-Themen mehr.

Um die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbild bemühen sich in Pardubice (Pardubitz) nicht nur die Dozentinnen und Dozenten des Lehrstuhls für Fremdsprachen, sondern auch die Mitarbeiterinnen des Goethe-Zentrums Pardubice und so manche(r) Deutschlehrerin oder -lehrer. Ziel ist, der jungen Generation die deutsche Sprache und mit ihr auch die Kultur aus Deutschland näher zu bringen und „schmackhafter“ zu machen.  

In der sehr intensiv geführten Diskussion stand vor allem ein Thema im Vordergrund. Die notwendige Kommunikation läuft über die Sprache und deshalb sollten mehr Tschechen Deutsch und mehr Deutsche Tschechisch lernen. Nur so kann der notwendige Austausch auf wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Gebieten erreicht werden.

Die Referentin

PhDr. Bianca Beniskova, (geb. Schulze), geb. 1961 in Rostock, Lehramt-Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin – Geographie und Sport, Lehramt-Studium an der Universität in Hradec Králová (Königgrätz) – Deutsch als Fremdsprache, Doktorstudium an der Universität in Olomouc (Olmütz) – Deutsche Sprache, Onomastik, Seit 1992 – Lektorin/Dozentin an der Universität Pardubice, Seit 1999 – Mitarbeiterin (Leiterin bis 2012) des Goethe-Zentrums Pardubice .

Manfred Kees                                                                                                           21.11.2013

 

Vorgespräch mit 2. Bürgermeister Thomas Ebersberger