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Sie
antworteten mit der Eichstätter Erklärung vom 30. November 1949 und der Charta der
Heimatvertrieben im Jahr 1950 und übten Verzicht auf Rache und Vergeltung. Die
Einforderung des Selbstbestimmungsrechtes" so Dekan Hans Peetz beseitigt
Unrecht und muss sich dadurch zum Recht wandeln. Dies zeichnet auch einen Rechtsstaat
aus". |
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Mit
besonderem Interesse erwarteten die Teilnehmer an der anschließenden Gedenkfeier die
Ausführungen des Bundes- und Landesvorsitzenden Franz Pany, ist dies doch eine der
wenigen Gelegenheiten einem der höchsten Repräsentanten der Sudetendeutschen auf
Tuch-fühlung zu begegnen. Pany begann mit der historischen Schilderung des 4. März 1919,
an dem in der erst wenige Monate alte Tschechoslowakei 54 Menschen durch Gewehrsalven des
Militär starben, Hunderte verletzt und viele verhaftet wurden. Sie hatten lediglich von
einem demokratischen Recht, der Demonstrationsfreiheit, Gebrauch gemacht. |
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Den
Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien, so Franz Pany, wurde nach dem 1.
Weltkrieg das Selbstbestimmungsrecht verweigert, was Kern einer europäischen
Nachkriegsordnung sein sollte. In der Folgezeit führte dies bei der größten nationalen
Minderheit des neu geschaffenen Staates zu ständigen Spannungen mit Tschechen und
Slowaken. Unterdrückung ihrer Kultur, ihrer Sprache und ihres Selbstverständnisses
folgten. Am Ende steht eines der größten Verbrechen in Europa nach dem 2. Weltkrieg, die
Vertreibung der Sudetendeutschen, ihre Entrechtung und die unfassbaren Qualen derer, die
im Sudetenland ermordet, gefoltert oder zur Zwangsarbeit gepresst wurden. Die Wunden, die
diese Ereignisse gerissen haben, klaffen immer noch mitten in Europa. Immer noch fehlt der
offiziellen tschechischen Politik der Mut, das Unrecht der Vertreibung einzugestehen,
sowie die völkerrechtswidrigen und mit den Grundsätzen einer europäischen Rechtsordnung
nicht zu vereinbarenden Rechtsakte einschließlich des Straffreiheitserlasses von 1946
für Null und Nichtig zu erklären. |
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Andere
Länder aus denen nach dem Krieg Deutsche vertrieben wurden, betonte Pany, wie
beispielsweise Rumänien, Estland, oder Ungarn, haben hier beispielhaft gehandelt. Dort
wird über die Vertreibung offen als dunkles Kapitel in der eigenen Geschichte diskutiert
und der gewaltsame Verlust der deutschen Bevölkerung bedauert. |
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In
den letzten Jahren können wir eine vermehrte Auseinandersetzung auch auf der
tschechischen Seite mit der eigenen Geschichte feststellen", fuhr Pany fort. |
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Die
Tatsache, dass im tschechischen Fernsehen eine längere Dokumentation über tschechische
Verbrechen an Deutschen, darunter die Massaker von Prag und Postelberg, gezeigt werden
konnte, ist bemerkenswert. Noch bemerkenswerter ist und waren die sich anschließenden
Diskussionen in der Presse und in Internet-Foren. |
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Das
Eis der schroffen Ablehnung der sudetendeutschen Bemühungen um Dialog, Anerkennung von
gegenseitiger Schuld und ein versöhnendes Wort des Mitgefühls schmilzt. Vor allem ist
die Mauer des Schweigens durchbrochen. Erinnerungsorte werden sichtbar, etwa durch die
Gedenktafel an der Brücke von Aussig. Journalisten, die über Gräuel an Deutschen
berichten, werden nicht mehr mundtot gemacht, sondern erhalten mittlerweile Anerkennung,
wie zum Beispiel die Berichterstattung über das Massaker in Dobrenz. Preisgekrönte und
auch im Ausland präsentierte Arbeiten tschechischer Gymnasiasten, die Ortsgeschichte in
den Jahren 1938 bis 1945 behandeln, sparen das Schicksal der deutschen Nachbarn nicht mehr
aus (Ausstellung Das verschwundene Sudetenland" von Antikomplex). |
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Neuorientierung
zeigen auch die beiden Besuche des Schirmherren, Ministerpräsident Horst Seehofer, in
Prag, in der Tschechischen Republik, dem direkten Nachbarland des Freistaates Bayern und
unserer Heimat. Beide Besuche fanden in der Öffentlichkeit und noch mehr innerhalb der
Sudetendeutschen Volksgruppe große Beachtung und wurden intensiv diskutiert. Verstetigung
und Festigung des aufgenommenen Kontaktes nach Jahren des Schweigens war und bleibt immer
wieder oberstes Gebot. |
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Die
tschechische Gesellschaft und ihr Geschichtsbild verändern sich jedoch. Die Diskussion
wird sachlicher, ernsthafter. Die Medien setzen sich mit der Vertreibungsgeschichte
auseinander, viele lokale Initiativen interessieren sich für die Geschehnisse nach dem
Krieg. Kritische junge Leute stellen Fragen. Das alles sollte uns Mut geben. |
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Der
Besuch unseres Schirmherrn in den letzten November-Tagen 2011 war geprägt durch den
Besuch von Orten, denen das menschenverachtende Handeln der damaligen Zeit immanent ist.
Es handelte sich um starke Symbolorte. Lidice steht für das Leiden der tschechischen
Bevölkerung unter der NS-Besatzung (auch Gedenken für Sudetendeutsche Opfer nach 1945
vor Ort), Theresienstadt für das Menschheitsverbrechen des Holocaust. Die Brücke von
Aussig war Schauplatz eines der grausamsten Vertreibungsverbrechen gegen die
sudetendeutsche Bevölkerung. An allen drei Orten spiegelt sich die existenzielle
Tragödie der Jahre 1938 bis 1947 wider. Sie zeigen: Schuld ist individuell, nicht
kollektiv. |
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Gute
Nachbarschaft muss auf dem Fundament der ehrlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte
und einer echten Aussöhnung basieren, sonst bleibt sie oberflächlich und in Gefahr, dass
alte Gräben wieder aufbrechen. Man konnte nicht erwarten, dass eine Sensation am Ende der
Reise von Horst Seehofer steht. Niemand hegte die Hoffnung, dass die Tschechen die
Bene-Dekrete zerreißen würden, die diesem Lande unwürdig sind und die die
politische Kultur in der Tschechischen Republik immer noch vergiften. Aber der erste
Schritt ist mit sicherem Tritt vollbracht. Darauf lässt sich aufbauen. |
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Wir
sind auf einen guten Weg" so Franz Pany abschließend. Freuen wir uns an den
Fortschritten, die auf der Hand liegen". |