"Mozart in Böhmen" Ein Vortrag von Dr. Frank Piontek, Im Hintergrund: Sonate C- DUR von W.A.Mozart- Allegro |
Leider nur
wenige Zuhörer konnte Manfred Kees am Donnerstag, 07. Oktober 2010, um 18.00 Uhr im
Historischen Rathaussaal im Kunstmuseum, Maximilianstraße 33 begrüßen. Dr. Frank
Piontek, geboren 1964 in Berlin, Studium der Altgermanistik, der Neuen Deutschen
Philologie und der Philosophie in Berlin und Bayreuth hielt einen sehr fundierten Vortrag
über Mozart in Böhmen. Piontek lebt seit 1988 in Bayreuth, wo er als
Kulturjournalist und Referent tätig ist.
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Pressesprecher Manfred Kees bei seiner Begrüßung |
Es war die Zeit des Absolutismus und der Aufklärung.
Die
weltlichen und kirchlichen Fürsten hielten luxuriös Hof und ließen Schlösser im Stil
des Rokoko bauen Zur Finanzierung hatten die Herrscher Privilegien, zu denen Zölle und
Steuern und in manchen Ländern auch der Verkauf von armenLandeskindern als
Soldaten gehörte. Dies schrie nach Aufklärung und Änderung. Und Jean Paul betonte um
1780 Früher war alles besser. |
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Neben Maria
Theresia, Friedrich II. lebten in dieser Zeit auch die Markgräfin Wilhelmine von
Bayreuth, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Anna Amalia in Weimar, der
Philosophieprofessor Immanuel Kant, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, um
nur einige zu nennen. |
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Benjamin Franklin
erfand den Blitzableiter, James Watt die Dampfmaschine und James Cook gelang die erste
Weltumsegelung. In Nordamerika tobten die Indianer-kriege, es begann der Amerikanische
Unabhängigkeitskrieg und die Französische Revolution. |
Dr. Frank Piontek bei seinem Vortrag |
Dr. Frank Piontek zeigte im
folgenden Vortrag die besonderen Beziehungen die Wolfgang Amadé Mozart zu Böhmen
pflegte, in eindrucksvoller Weise, historisch fundiert und mit ausgewählten
Musikbeispielen auf. In Böhmen fanden die Urauf-führungen der beiden Meisterwerke
Don Giovanni und La clemnza di Tito statt, hier entstand die
Prager Symphonie und hier feierte man mehr noch als in Wien- den
Figaro und seinen Schöpfer. Mozart begeisterte die Prager und war dort sehr
geschätzt. Dies erkläre sich wohl auch aus der besonderen Rolle, die Böhmen damals in
der Habsburger Monarchie einnehmen musste. Böhmen war nur ein Teil des Habsburger Reiches
und noch dazu häufig im Widerspruch zur Zentrale in Wien. |
Legendär war die
Höhere Musica in Böhmen. Man sprach deutsch weil man sich auch als Deutscher
fühlte. Mozart war kein Vielschreiber, weshalb seine Musik be-ständig
geblieben ist. |
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Im Jahre 1767 floh
die ganze Familie vor einer Blattern-Epidemie aus der Kaiserstadt Wien ins mährische
Olmütz, freilich vergeblich. Vom Spätherbst bis in den Dezember hinein lag Mozart
lebensgefährlich erkrankt in der für ihn fremden Stadt. Olmütz hat aber Mozart nicht
vergessen. Sie errichteten ihn zu Ehren eine Gedenktafel, aber weder in Deutsch noch in
Tschechisch sondern in Latein. |
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Als Beispielmusik brachte Piontek Ausschnitte aus dem 2. Satz dieser
Sinfonie.
Prag ist ein sehr schöner und angenehmer Ort, schreibt Mozart und
drückt dadurch seine Sympathie für die böhmische Metropole aus. Andere Städte, wie
z.B. Nürnberg, kamen da weniger schmeichelhaft weg. Die Prager dankten es ihm, Die
Böhmen sind stolz auf Mozart, weil er Ihre Musikgefühle so trefflich erkannte. |
Mit den Prager Tänzen (KV 195) bot Piontek ein weiteres, sehr
eindrucksvolles aber sehr wenig bekanntes und wenig gespieltes Werk. |
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Charmante Legenden und Geschichten um Mozart sind in Prag entstanden,
offenbar, weil Mozart dort sehr beliebt war. Ähnliches kann von Wien nicht berichtet
werden, obwohl Mozart dort viel länger lebte. |
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Eine besondere Rolle im Leben von Mozart spielt auch Franz Xaver
Duschek, ein böhmischer Komponist und Cembalospieler und seine Ehefrau Josepha Hambacher. |
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In ihrer Villa Bertramka, einem ehemaligen Landhaus in Prag 5 in
Smichov entstand evtl. unter besonderem Einfluss von Josepha- die Oper Don Giovanni.
Angeblich hat Josepha den Komponisten in ein Gartenhaus eingesperrt, damit die Oper rasch
vollendet werden konnte. Leider ist wegen eines Rechtsstreites der Stadtverwaltung mit der
Mozartgemeinde Prag das Museum derzeit nicht zu besichtigen. |
Als Musikbeispiel wählte hier Piontek die Arie Bella mia
fiamma.
Eine weitere
erwähnenswerte Station in Böhmen ist der Auftritt Mozarts im Prämonstratenser Kloster
Strahov in Prag. Der hervorragende Orgelspieler Mozart hat die dortige Orgel virtuos
erklingen lassen. |
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Am Ende seines Lebens eröffnete sich
für Mozart erneut die Möglichkeit, in Prag an frühere Triumphe anzuknüpfen. Im Auftrag
der böhmischen Stände komponierte er anlässlich der Krönung Leopolds II. zum König
von Böhmen die Oper La clemenza di Tito (KV 621). Mozarts Hoffnungen erfüllten
sich nicht. Dem Werk wurde beim hocharistokratischen Publikum nur eine laue Aufnahme
zuteil; die Gattin des Kaisers soll nach der Aufführung gar von einer porcheria
tedesca, einer deutschen Schweinerei gesprochen haben. |
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1791 starb Mozart. Er und sein Werk
blieben aktuell. Mozart blieb politisch unangetastet. |
Manfred Kees, 07. Oktober 2010