Eklat
beim Besuch des Tschechischen Staatspräsidenten in Bayreuth
Die Beneš-Dekrete sind nach wie vor in ihren
Auswirkungen und in ihrer Rechtswirksamkeit umstritten. Demnächst dürfte im
Europaparlament ein neuer Streit um die Beneš-Dekrete entbrennen. Die
Initiative dazu haben „ungarische Kreise“ ergriffen. Auch die Bezirksgruppe
Oberbayern der Sudetendeutschen Landsmannschaft hatte eine Eingabe an den
Petitionsausschuss des Straßburger Parlaments gerichtet. „Um der weiteren
Diskussion eine saubere Grundlage zu geben, hat Volksgruppensprecher Bernd
Posselt als CSU-Europaabgeordneter eine parlamentarische Anfrage an die
EU-Kommission gerichtet. Darin verlangt er Auskunft darüber, ob diese als „Hüterin
der Verträge“ weiterhin die Ansicht vertritt, dass die Beneš-Dekrete spätestens
mit dem EU-Beitritt der Tschechischen Republik erloschen sind oder ob inzwischen
Indizien dafür vorliegen, dass sie weiterhin Rechtswirksamkeit entfalten –was
Klaus einräumt, wenn er von ihrer Verteidigung spricht“ berichtet die
Sudetendeutsche Zeitung Folge 39 vom 28. September 2012 auf der Titelseite.
Nun war der Tschechische Staatspräsident Václav Klaus an der Uni in Bayreuth und der Vorstand der SL Bayreuth hatte sich vorgenommen am Vortrag teilzunehmen. Auch eine Demonstration war im Gespräch, wurde aber wegen der Kürze der zu Verfügung stehenden Zeit und des notwendigen Genehmigungsverfahrens verworfen. Schon bei der Eingangsbe-merkung von Manfred Kees verriet die Körpersprache von Vaclav Klaus dessen Unmut und seine ablehnende Haltung. „Herr Präsident. Mein Name ist Manfred Kees. Ich vertrete die Sudetendeutsche Landsmannschaft in Bayreuth. So wie Sie bin ich im Jahr 1941 geboren. So wie Sie bin ich in der europäischen Region Böhmen, Mähren und Schlesien geboren. Sie durften bleiben. Ich musste mit viereinhalb Jahren meine Heimat verlassen, mit einem sechs Monate alten Bruder, meiner Mutter und einem weiteren 13 Jahre alten Bruder. Macht Sie dies zumindest nachdenklich, wenn Sie feststellen -Europa braucht Freiheit-?“.
Es folgten kurze Gegendarstellungen zur Frage der Kosten
der Wiedervereinigung mit der Schlussfolgerung „Wir sind froh, diese
Wiedervereinigung zur Stabilisierung des Friedens in Europa geschafft zu haben.
Damit haben wir eine Korrektur der Kriegsfolgen, welche durch das unselige
„Dritte Reich“ entstanden waren, erreicht“. Kees schloss mit dem Hinweis
auf die Beneš-Dekrete und die Versöhnungsbereitschaft der
Sudetendeutschen.
Nun zur Darstellung und Berichterstattung in der örtlichen Presse:
Zu
einem Eklat kam es laut Nordbayerischer Kurier vom 14.12.2012 mit Unmut über
die Sudetendeutschen. Der Tschechische Staatspräsident Václav Klaus
stellte, auf Einladung der Forschungsstelle für Familienunternehmen der
Universität Bayreuth, sein Buch „Europa braucht Freiheit“ vor. Zitat: „Plötzlich
kommt es zu einem Eklat – gleich nach der Rede des Staatschefs, als die
Diskussion beginnt. Manfred Kees von der Sudetendeutschen Landsmannschaft in
Bayreuth will wissen, warum Prag die Beneschdekrete nicht aufhebt, mit denen die
Vertreibung legitimiert wurde. Kees: Warum sind Sie nicht in der Lage, aus der
Geschichte zu lernen? Wir als Sudetendeutsche würden Ihnen die Hand reichen“.
Klaus reagiert scharf: „Eine solche Fragestellung kann ich nicht
akzeptieren.“ Er sei hier als Staatspräsident und Universitätsprofessor.
„Vergangenheit ist Vergangenheit“. Der Blick sollte in die Zukunft gerichtet
werden“ Ende des Zitats. Schade, wieder eine Möglichkeit der gerechten
Aufarbeitung der Geschichte ist vertan. Es hätte ein Baustein für noch mehr
Gerechtigkeit sein können. Schließlich hatte Klaus sein Buch „Europa braucht
Freiheit“ vorgestellt. Unterstützt seine Antwort diese Aussage?
Manfred
Kees
16.12.2012