Reise nach Mitterteich - Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth

Sudetendeutsche Landsmannschaft
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Reise nach Mitterteich

Das Jahr 2019 + 2020
Mitterteich, Marktplatz
Busfahrt nach Mitterteich
Sudetendeutsche aus Bayreuth und Pegnitz auf Fahrt

Die Sudetendeutsche Landsmannschaft Bayreuth war zusammen mit der Ortsgruppe Pegnitz unterwegs nach Mitterteich zum Zoigl. Verbunden war die Fahrt mit einem Besuch im Porzellan/Glas/Handwerks Museum Mitterteich, einem Stadtrundgang und am Nachmittag präsentierte der „Böhmerlangi“ ein Volkstumsprogramm rund um Anton Günther, dem berühmten Dichter und Volkssänger aus dem Erzgebirge. Eine interessante und abwechslungsreiche Busfahrt.
Mitterteich ist eine Glas- und Porzellanstadt im Oberpfälzer Stiftland. Sie gehört zum Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth und hat rund 6 700 Einwohner. Mitterteich gelangte 1277 in den Besitz des Klosters Waldsassen und wurde lange durch das Kloster geprägt. 1882 siedelte sich eine Glashütte an, die mit der Produktion von Spiegel- und Tafelglas begann. 1886 gründete Ludwig Lindner die erste Porzellanfabrik (später Porzellanfabrik Mitterteich AG). Heute ist die Schott AG (ehemals: Schott-Rohrglas GmbH), ein führender Hersteller von Röhren aus Glas, mit rund  1 100 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Mitterteich.  Besondere Sehenswürdigkeiten sind das Historisches Rathaus (erbaut 1731), die Mariensäule auf dem Marktplatz, die katholische Stadtpfarrkirche St. Jakob (1890), die evangelische Christuskirche (1897), der Sagenbrunnen mit dem  Schmied von Mitterteich und der Heimatbrunnen am Johannisplatz, um nur die Wichtigsten zu nennen.
Das Museum Mitterteich befindet sich seit 2010 in den Räumen des ehemaligen Werks A der früheren Porzellanfabrik Mitterteich. Dargestellt wird die Geschichte des Porzellans anhand von historischen Maschinen und von Halbfertig- und Fertigprodukten. So kann der Entstehungsprozess des Porzellans anschaulich nachvollzogen werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist der Bereich Industrieglas der in Mitterteich angesiedelten Schott AG. Gezeigt werden Exponate in verschiedenen Formen und Größen, auch  mundgeblasene Glaszylinder ebenso wie umfangreiche Originalwerkzeuge.
Den Nachmittag im Brauhaus Hösl gestaltete Thomas Lang aus Chemnitz der „Böhmerlangi“. Seit über 10 Jahren erkundet  er die ehemalige Heimat seiner Vorfahren und sammelt alte Ansichtskarten, Wanderkarten, Sagen, Fotos, Bücher, Dokumente usw. aus dem Böhmischen Erzgebirge und den nordwestböhmischen Gebieten Deutschböhmens. Um diese "Schätze" auch einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, führt der „Böhmerlangi“  interessiertes Publikum auf Wanderungen und Fahrten durch das ehemalige Deutschböhmen. Auf Lichtbildvorträgen und Ausstellungen zeigt er den Zuschauern in ein Stück vergessene Geschichte (siehe auch unter www.boehmisches-erzgebirge.cz). Themenschwerpunkt im Brauhaus Hösl war die Heimat, das Leben und die Lieder des  erzgebirgischen Volkslieder Dichter und Sänger Anton Günther aus Gottesgab (Boží Dar). Trotz der Dialektprobleme haben die Teilnehmer kräftig mitgesungen.
Am Rande der Busfahrt im Museums Café fand gleichzeitig eine Abstimmung mit Horst Adler, Kreis- und Ortsobmann von Tirschenreuth statt. Horst Adler ist auch Vorsitzender des Heimatverbandes Asch und der Stiftung Ascher Kulturbesitz / Rehau (http://stiftungsarchive.de/archive/1647).
Die bayerische Staatsregierung bereitet derzeit ein Projekt unter dem Motto "Grenzraum Zukunft: Bayerisch-Tschechische Freundschaftswochen Selb 2023" vor und hier ist Horst Adler ein sehr guter Ansprechpartner, weil sich auch die Sudetendeutsche Landmannschaft aktiv an der Begegnung beteiligten will.
Angemerkt sei noch, dass besonders viele Sudetendeutsche in der nördlichen Oberpfalz, nahe der Grenze zur Tschechischen Republik, nach ihrer Vertreibung aufgenommen wurden.  Die Verbindung zum angrenzenden Egerland spürt man auch heute noch. Mentalität und Sprache ähneln einander sehr. Darum fühlten sich z.B. die Plan-Weseritzer hier auch nicht als Fremde und konnten sich gut eingewöhnen.
Auch das Stiftland sei als Besonderheit genannt. Es entstand mit der Auflösung des Bayerischen Nordgaus im 14. Jahrhundert an der Grenze der Herrschaftsgebiete des Klosters Waldsassen („Stiftland“) und der Stadt Eger. Ein Gebiet mit überschneidenden Rechtsverhältnissen und ständigen Auseinandersetzungen über Gerichtsbarkeit, Steuern und Abgaben, Wehrpflicht, Kirchenpatronate, Jagd, Fischerei und Braurechte.
Erst durch einen Vertrag zwischen dem Kloster Waldsassen und der Stadt Eger im Jahr 1591 kam es zu einer Vereinbarung, nach der unter anderem die Rechtsprechung und das Recht auf die Einnahmen von den zinspflichtigen Bauern jährlich zwischen der Stadt Eger und dem Zisterzienserstift Waldsassen wechselte. Diese Regelung hatte immerhin bis zum Jahr 1862 Bestand, als das Gebiet aufgeteilt und die betroffenen Ortschaften dem Königreich Bayern oder dem Königreich Böhmen zugeschlagen wurden.
Durch die Grenzziehung lag nun ein Teil des Egerer Stadtwaldes in Bayern. Er liegt im Osten des Landkreises Tirschenreuth, im Gemeindegebiet Neualbenreuth. Ein zirka 650 Hektar großes Waldgebiet, das sich seit 1544 im Besitz der Stadt Eger befand.
Problematisch wurde es mit der Grenzziehung nach der völkerrechtswidrigen Vertreibung nach Ende des 2. Weltkrieges. In einem jahrelang geführten Rechtsstreit wurde das Eigentum am Egerer Stadtwald der Stadt Eger zugesprochen. Dies verärgerte natürlich die vertriebenen Egerer Bürger sehr. Neben der rechtlichen Auseinandersetzung gab es deshalb auch heftige politische Verwerfungen. Im Herbst 2012 einigten sich die Beteiligten auf die Gründung einer deutsch-tschechischen Stiftung (https://stiftung-egerer-stadtwald.cheb.eu/). Das während der treuhänderischen Verwaltung angesammelte Kapital bildete den Grundstock des Stiftungsvermögens. Mit den Erträgen der Stiftung sollen Kultur und Geschichte des historischen Egerlandes grenzüberschreitend bewahrt und die nachbarschaftlichen Beziehungen weiter entwickelt werden. Dies findet auch tatsächlich statt.

Manfred Kees
26.10.2019

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